Düsseldorf (energate) - Wilhelmshaven bekommt vorerst kein Importterminal für verflüssigtes Erdgas (LNG). Die LNG Terminalgesellschaft Wilhelmshaven stelle die bisherigen Planungen auf den Prüfstand, teilte die Projektgesellschaft aus dem Hause Uniper mit. Hintergrund sei die fehlende Bereitschaft von Marktteilnehmern, verbindlich Importkapazitäten zu buchen. Uniper hatte im Mai ein Open-Season-Verfahren für das geplante Terminal gestartet, im September und Oktober sollten Interessenten bindende Kapazitätsanfragen abgeben (energate berichtete).
Viele Interessenten, wenig Zusagen
Laut Uniper haben zwar zahlreiche internationale Unternehmen an der Open Season teilgenommen und ihr allgemeines Interesse erklärt. Zu wenige haben am Ende aber auch tatsächlich verbindliche Buchungen vorgenommen. Projektleiter Oliver Giese macht dafür in erster Linie die schwierige Marktlage verantwortlich: "Sicher haben wirtschaftliche Unsicherheiten in dem aktuellen Umfeld eine Rolle gespielt. Viele Unternehmen wollen sich derzeit nicht langfristig vertraglich binden." Corona hat in einem überversorgten Markt die LNG-Preise einbrechen lassen. Analysten gehen noch bis Mitte der 2020er Jahre von einem starken Überangebot aus. Zudem erwarten sie Nachfragewachstum in den kommenden Jahren vor allem im asiatischen Markt und weniger in Europa.
Die Ergebnisse des Interessenbekundungsverfahrens machten es jetzt erforderlich, Dimension und Ausrichtung des Terminals zu überarbeiten, so Giese. In der Überlegung befinden sich mehrere Optionen, wie der Standort Wilhelmshaven genutzt werden kann. Bislang war das Terminal auf eine Kapazität von bis zu 10 Mrd. Kubikmeter Erdgas pro Jahr ausgelegt - etwa ein Zehntel des deutschen Gasbedarfs. Ein neues Konzept werde voraussichtlich kleiner ausfallen, erläuterte ein Uniper-Sprecher auf Nachfrage. Langfristig betrachtet sei auch der direkte Import von Wasserstoff, Ammoniak oder Biofuels eine Option. Nachdem das Projekt mit dem Scoping-Termin eigentlich schon die erste Voruntersuchung zum Genehmigungsverfahren durchlaufen hat, muss das Anlagendesign jetzt noch einmal angepasst und ergänzt werden. Mit einem neuen Konzept sei vermutlich erst im kommenden Frühjahr zu rechnen, so der Sprecher.
Uniper bekräftigt Engagement für LNG
Uniper geht davon aus, dass sich die Lage im LNG-Markt in den kommenden Jahren wieder bessern und die Nachfrage anziehen wird. CEO Andreas Schierenbeck spricht von einem Wachstumsmarkt und einem steigenden Wertbeitrag zu Versorgungssicherheit und Dekarbonisierung. "Daher wird sich Uniper auch weiterhin für die sichere Versorgung mit LNG engagieren." Klar sei dabei aber, dass alle Konzepte die gleichen harten wirtschaftlichen Kriterien erfüllen müssen. "Das alles werden wir nun intensiv mit denjenigen besprechen, die wie ich die Entwicklung eines solchen Importterminals in Deutschland für eine faszinierende Idee halten und weiter unterstützen", so der Uniper-CEO. /tc