Dresden (energate) - Der Dresdner Stadtrat hat sich einstimmig für die Fusion der beiden sächsischen Energieversorger Drewag und Enso ausgesprochen. Sämtliche Fraktionen - von den Grünen bis zur AFD - befürworten demnach den Start der neuen Gesellschaft mit dem Namen Sachsen Energie zum 1. Januar 2021. Bei der Stadtratssitzung war von der "wichtigsten Entscheidung Dresdens in diesem Jahrzehnt" die Rede. Durch die Fusion des städtischen Versorgers Drewag und dem Umlandversorger Enso entsteht einer der größten Kommunalversorger Deutschlands. Gemessen am Umsatz von zusammen mehr als 2,5 Mrd. Euro wird die Sachsen Energie AG hinter den Stadtwerken München, der Oldenburger EWE AG und der Mannheimer MVV-Gruppe auf Rang 4 liegen, noch vor Branchengrößen wie der Rheinenergie aus Köln und der Frankfurter Mainova.
"Harte Verhandlungen"
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Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) sprach bei der Stadtratssitzung am Abend des 10. November von "harten Verhandlungen", die den seit Anfang 2018 laufenden Fusionsprozess begleitet haben. Im Kern ging es dabei unter anderem um die künftige Verteilung der Gewerbesteuereinnahmen. Die in der kommunalen Beteiligungsgesellschaft der Enso (KBO) zusammengeschlossenen Gemeinden im östlichen Umland Dresdens befürchteten durch die Eingliederung der neuen Sachsen Energie in den Stadtkonzern Technische Werke Dresden Mindereinnahmen. Die Lösung ist nun ein interkommunaler Finanzausgleich. Demnach wird die Stadt Dresden in den nächsten zehn Jahren jeweils 11,29 Mio. Euro an die Umlandgemeinden in den Kreisen Bautzen, Görlitz, Meißen und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge abführen. In der Zeit danach dann jeweils 7,66 Mio. Euro (energate berichtete).
Ziel: Klimaneutralität bis 2035
Die Stadtratssitzung am Abend des 10. November war außerdem geprägt von der Frage, wie grün der neue ostsächsische Versorger werden soll. Am Ende stimmte eine Mehrheit dafür, dass sich Sachsen Energie parallel zu den Zielen der Stadt Dresden verpflichten soll, bis 2035 klimaneutral zu werden. Dazu schlug Oberbürgermeister Hilbert einen Innovationsfonds vor, der anfänglich mit 8 Mio. Euro ausgestattet sein wird. Aus ihm sollen Nachhaltigkeitsprojekte mitfinanziert werden, die der Energieversorger aus eigenen Mitteln nicht stemmen könnte. Mit dem klaren Votum Dresdens ist ein weiterer wichtiger Schritt zur Fusion von Drewag und Enso getan. Allerdings steht noch die Zustimmung in einem Teil der insgesamt rund 150 an der Enso beteiligten Kommunen sowie der KBO aus. Die Gesellschafterversammlung der KBO tagt am 24. November. Am 18. Dezember soll dann die Hauptversammlung endgültig über die Fusion entscheiden.
Bottom-up-Fusion
Der Fusionsprozess läuft bereits seit knapp drei Jahren. Mit dem Dienstantritt von Frank Brinkmann, der die Drewag und die Enso seit Anfang 2018 in Personalunion führt, begann ein sogenannter Bottom-up-Prozess. Die beiden Versorger führten seitdem nach und nach ihre IT-Systeme, die Netzleitwarten, die Betriebsräte und weitere Funktionen zusammen. Brinkmann, der vom Dresdner Stadtrat viel Lob für seine moderierende Arbeit erhielt, sagte schon vor geraumer Zeit im Interview mit energate: "Es fühlt sich an wie ein Unternehmen, aber legal sind es zwei." Auch das soll sich nun bald ändern. An der neuen Sachsen Energie AG wird die Stadt Dresden gut 82 Prozent halten, die in der KBO zusammengeschlossenen Gemeinden sowie weitere Einzelgemeinden knapp 18 Prozent. "Was wir hier erleben, ist wahrscheinlich die letzte Integration auf der Größe eines regionalen Versorgers", erklärte Brinkmann gegenüber energate (energate berichtete). /cs