Dortmund/Biblis/Essen (energate) - RWE Generation errichtet am Standort Biblis ein Gaskraftwerk mit 300 MW Leistung. Auftraggeber ist der Dortmunder Übertragungsnetzbetreiber Amprion, der im Rahmen einer Ausschreibung den Zuschlag an RWE für die Vorhaltung eines sogenannten "besonderen netztechnischen Betriebsmittels" (BNB) erteilt hat. Diese Anlagen sind in der Regel nicht für die Stromerzeugung da, sondern kommen nur bei Engpasssituationen im Netz zum Einsatz. Die RWE-Anlage, bestehend aus elf Gasturbinen, will Amprion ab dem 1. Oktober 2022 in seine Systemführung aufnehmen. RWE wolle mit den Anlagen "einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit in Südhessen" leisten, erklärte Roger Miesen, Vorstandsvorsitzender von RWE Generation, in einer Mitteilung zitiert.
Im Sommer 2018 hatten die Übertragungsnetzbetreiber Amprion, Transnet BW und Tennet europaweit die besonderen netztechnischen Betriebsmittel ausgeschrieben (
energate berichtete). Insgesamt beschaffen die Übertragungsnetzbetreiber 1.200 MW Wirkleistung, aufgeteilt in zwölf Lose mit je 100 MW, die sich in vier Losgruppen gliedern. Unternehmen können sich auf ein Los oder Lospakete innerhalb einer Losgruppe bewerben. Um für die Ausschreibung in Frage zu kommen, muss eine Anlage innerhalb einer halben Stunde Volllast erreichen können und sie muss in der Lage sein, mindestens 38 Stunden ununterbrochen zu liefern. Die Gesamtbetriebszeit liegt bei mindestens 500 Stunden im Jahr.
Uniper machte den Anfang
Den ersten Zuschlag bekam Uniper Anfang 2019. Im Auftrag von Tennet errichtet das Unternehmen ein neues Gaskraftwerk am Standort Irsching bei Ingolstadt (
energate berichtete). Auch diese Anlage soll ab Oktober 2022 in Betrieb gehen. An dem Standort betreibt Uniper bereits die Gaskombiblöcke 4 (561 MW) und 5 (846 MW), will beide aber mangels Rentabilität stilllegen. Schon im Frühling 2019 hatten die Übertragungsnetzbetreiber die Ausschreibungen für besondere netzdienliche Betriebsmittel zum Teil aus nicht näher erläuterten Gründen gestoppt (
energate berichtete). Von dem Stopp der beiden Ausschreibungstranchen war auch RWE betroffen. Ende August erteilte dann der Übertragungsnetzbetreiber Transnet BW einen Zuschlag für den Bau eines Ölkraftwerks als netztechnisches Betriebsmittel am Standort Marbach am Neckar (
energate berichtete). Für Brisanz sorgte nicht nur die Auswahl des Brennstoffs Heizöl, sondern auch die Tatsache, dass der Zuschlag an EnBW, den Mutterkonzern des Übertragungsnetzbetreibers, ging. /am