Berlin (energate) - Das Bundesumweltministerium reagiert auf die Kritik an der Umsetzung der EU-Erneuerbarenrichtlinie und will die Treibhausgasminderungsquoten für fossile Kraftstoffe erhöhen. Sie sollen bis 2030 auf 16 Prozent steigen. Das sieht ein aktualisierter Referentenentwurf aus dem Ministerium vor, der energate vorliegt. Über die Treibhausgasminderungsquote (THG) werden Mineralölunternehmen verpflichtet, etwa durch die Beimischung von Biokraftstoffen die Emissionen zu reduzieren. Sie können dafür aber auch Quoten bei Betreibern von Ladesäulen kaufen, die Fahrzeuge mit Ökostrom betanken (
energate berichtete).
Aktuell liegt die THG-Quote bei sechs Prozent. Mit dem Instrument setzt die Bundesregierung die Vorgaben der EU-Erneuerbarenrichtlinie (RED II) um, laut der der Anteil der erneuerbaren Energien bis 2030 auf 14 Prozent steigen soll. Im ursprünglichen Entwurf des Umweltressorts sollte die THG-Quote bis 2026 nur moderat steigen. Nun gilt für 2024 ein Zwischenziel von 6,5 Prozent, 2026 soll die Quote bei acht Prozent liegen, 2028 bei elf Prozent und 2030 bei 16 Prozent. Für Flugbenzin gilt dann eine THG-Quote von zwei Prozent, die über Biokraftstoffe "nicht-biogenen Ursprung", also synthetischen Sprit aus erneuerbaren Energien, erfüllt werden kann.
"Wir wollen der Wirtschaft ein langfristiges Ziel geben", betonte Anita Breyer, Abteilungsleiterin im Umweltministerium, am 13. November bei einer Veranstaltung der Agentur für Erneuerbare Energien. Die Erhöhung der Quoten sei aber gewissermaßen ein Blindflug, da aktuell nicht klar sei, welche Technologien sich im Verkehr durchsetzen werden, so Breyer.
Biokraftstoffhersteller üben Kritik
Aus der Bioenergiebranche hatte es an den ursprünglichen Plänen des Ministeriums zu den THG-Quoten Kritik gegeben. Der Anteil der Erneuerbaren würde in den kommenden Jahren faktisch sogar sinken, hieß es. Der Grund: Durch Mehrfachanrechnungen für Elektroautos oder fortschrittliche Biokraftstoffe reichten geringe Mengen an erneuerbaren Energien aus, um die Vorgaben zu erfüllen. Auch die nun vorgesehenen höheren THG-Quoten reichen der Branche nicht aus. "Die Pläne führen dazu, dass der Einsatz von erneuerbaren Energien im Verkehr sinkt und die Treibhausgasemissionen steigen", sagte Elmar Baumann, Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB). Der Verband vertritt vor allem Hersteller von Biodiesel. Ab 2025 würden Kraftstoffe auf Basis von Anbaubiomasse verdrängt, so Baumann.
Kritik kommt auch vom BDI. Jürgen Hasler, Abteilungsleiter Mobilität und Logistik, sagte, er hätte sich eine doppelte Anrechnung für synthetische Kraftstoffe gewünscht. In einem Brief hatten vier Verbände kürzlich eine mangelnde Perspektive für synthetische Kraftstoffe und Wasserstoff durch die Umsetzung der Erneuerbarenrichtlinie beklagt (
energate berichtete). /kw