Bonn (energate) - Die Bundesnetzagentur befragt die Teilnehmer am Regelenergiemarkt zu ihren ersten Erfahrungen mit dem neuen Marktdesign. Das bestätigte sie auf Anfrage von energate, ließ aber offen warum. Sie räumte aber ein: "In den ersten Tagen ist zu beobachten, dass hohe Arbeitspreise geboten und bezuschlagt werden sowie im Leistungsmarkt die Höhe des Angebotsüberhangs deutlich über dem des Regelarbeitsmarktes liegt." Ein Marktteilnehmer äußerte gegenüber energate die Vermutung, die geringe Teilnahme am Regelarbeitsmarkt habe die Bundesnetzagentur zu der Befragung veranlasst.
Kein Interesse an Abruf bezuschlagter Mengen?
Tatsächlich liegt die angebotene Menge im neuen Regelarbeitsmarkt regelmäßig nur minimal über der bezuschlagten. Gleichzeitig ist das Preisniveau weiter hoch. Aus der Branche war zu hören, möglicherweise wollten einige Marktteilnehmer gar nicht mit ihrem Angebot zum Zuge kommen, etwa weil sich dies technisch noch schwierig für sie gestalte. Daher hätten sie so hohe Preise geboten. Die neuen Regeln sehen vor, dass Anbieter zwar nun direkt am Regelarbeitsmarkt bieten können, ohne am Leistungsmarkt teilzunehmen. Umgekehrt gilt dies aber nicht. Das heißt, Anbieter am Leistungsmarkt müssen auch am Regelarbeitsmarkt teilnehmen.
Die Teilnahme am Leistungsmarkt ist für die Teilnehmer relativ risikoarm. Schließlich greifen die Übertragungsnetzbetreiber nur auf die Zuschläge aus diesem Markt zurück, sollte der Regelarbeitsmarkt ausfallen - etwa wegen technischer Probleme (
energate berichtete). Die Wahrscheinlichkeit, dass auf dem Regelarbeitsmarkt bezuschlagte Mengen auch abgerufen werden, ist indes deutlich höher. Da es sich um eine Pay-as-bid-Auktion handelt, fordern die Übertragungsnetzbetreiber aber zunächst die günstigen Mengen an - die Wahrscheinlichkeit, dass bezuschlagte Mengen tatsächlich zum Zuge kommen, sinkt also mit steigendem Preis.
Mittlerer Preis weiter regelmäßig im fünfstelligen Bereich
Das neue Marktdesign für die Beschaffung von Regelenergie in Form von Sekundärregelleistung und Minutenreserveleistung startete am 3. November. Der Regelarbeitsmarkt ist bislang geprägt von extrem hohen Preisen (
energate berichtete). Einige Marktteilnehmer sehen dies äußerst kritisch. Andere weisen darauf hin, dass zu Beginn eines neuen Marktdesigns zunächst immer erst Preisgrenzen getestet werden. Auch die Bundesnetzagentur teilte mit, der Markt befindet sich in einer Einschwingphase, für eine Bewertung sei es daher noch zu früh.
Bislang hält das hohe Preisniveau allerdings unvermindert fort. So lag der mittlere bezuschlagte Preis in der Sekundärregelleistung am Montag bei drei von insgesamt zwölf Blöcken im fünfstelligen Bereich, bei der Minutenreserve waren es sogar sieben der zwölf Blöcke. Der Höchstpreis von 99.999 Euro wurde insgesamt fünfmal bezuschlagt. Es seien nur geringe Mehrmengen erforderlich, damit die Preise sinken, schätzte ein Marktteilnehmer. Von anderer Seite hieß es, dass wahrscheinlich große Anbieter die entsprechenden Mengen teurer in den Markt bringen. Kurios: Die Sekundärregelleistung war für die beiden vergangenen Mittwoche besonders teuer. Erklären konnten sich das Marktteilnehmer nicht, möglicherweise handelt es sich nur um einen Zufall.
Keine Nullgebote mehr im Leistungsmarkt
Auch für den Leistungsmarkt ergeben sich durch das neue Marktdesign Änderungen im Preisniveau. Darauf wies der Vermarkter Next Kraftwerke hin. "Im alten Design gab es Teilnehmer, die einen Leistungspreis von null Euro geboten haben, um sicher bezuschlagt zu werden und dann Erlöse über den Arbeitspreis zu generieren", sagte Stromhändlerin Sarah Papp. Im neuen Marktdesign ergebe dieses Verhalten keinen Sinn mehr, hier seien also höhere Preise zu erwarten. Beim Arbeitspreis werde künftig hingegen mehr Wettbewerb herrschen, so Papp. Dieser werde daher tendenziell sinken. /sd