Essen/Bochum (energate) - Das Wasserstoffprojekt "GET H2 Nukleus" bewirbt sich um Fördermittel aus dem Innovation Fund der EU. Das Konsortium um RWE Generation, BP Europa, Evonik Industries, Nowega und OGE habe den Antrag dazu jetzt eingereicht, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung. Die beantragte Fördersumme beläuft sich auf einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag, verteilt über zehn Jahre. Eine Förderzusage wäre wichtig, um das Projekt zur Wirtschaftlichkeit zu führen und verbindliche Investitionsentscheidungen zu ermöglichen, betonen die Unternehmen.
Mit Get H2 Nukleus haben sich die Projektpartner zum Ziel gesetzt, ein öffentlich zugängliches Netz für grünen Wasserstoff aufzubauen. Den Kern bilden bestehende Gasleitungen zwischen Lingen (Niedersachsen) und Gelsenkirchen (Nordrhein-Westfalen), die die Fernleitungsnetzbetreiber OGE und Nowega auf den Transport von 100 Prozent Wasserstoff umstellen. Hinzukommt ein Teilneubau, für den Evonik zuständig ist. Das rund 130 Kilometer lange Netz soll die Produktion von grünem Wasserstoff mit industriellen Abnehmern zusammenbringen (
energate berichtete). Beim Förderantrag geht es nach Angaben der Projektpartner aber nicht um die Transportinfrastruktur, sondern um die Übernahme eines Teils der Investitions- und Betriebskosten von RWE und BP für die Erzeugung und Abnahme des Wasserstoffs.
100 MW Elektrolyseleistung für Lingen
RWE Generation plant auf dem Gelände des Gaskraftwerks Lingen in einem ersten Schritt den Bau einer 100-MW-Elektrolyseanlage. Sie soll ab dem Jahr 2024 pro Stunde zwei Tonnen grünen Wasserstoff erzeugen. Diese Mengen sollen über die umgestellten Leitungen in die BP-Raffinerie in Gelsenkirchen und zum nahe gelegenen Chemiepark Marl der Evonik fließen. Im Chemiepark komme Wasserstoff stofflich heute schon in fast jedem Labor zum Einsatz, hieß es. Bei BP soll der grüne Energieträger herkömmlichen Wasserstoff in der Kraftstoffproduktion verdrängen und für CO2-Einsparungen von rund 105.000 Tonnen im Jahr sorgen. Technische Untersuchungen hätten die Machbarkeit grundsätzlich bestätigt.
Der Innovation Fund der EU-Kommission ist als Finanzierungsprogramm für die Demonstration kohlenstoffarmer Technologien und Prozesse angelegt. Gespeist wird er aus Einnahmen des europäischen Emissionshandels. Für die Periode 2020 bis 2030 stehen schätzungsweise mehr als 10 Mrd. Euro zur Verfügung, abhängig vom CO2-Preis. Das Förderprogramm umfasst auch Technologien zur CO2-Abscheidung und Speicherung oder Verwertung sowie Energiespeicher und innovative Methoden zur Produktion von erneuerbaren Energien. Die Frist für den ersten Bewerbungsaufruf endete am 29. Oktober. Voraussichtlich im Frühjahr 2021 steht fest, ob Get H2 Nukleus für eine zweite Bewerbungsrunde infrage kommt. Ende 2021 soll dann Klarheit über eine finanzielle Unterstützung des Projekts bestehen.
Rahmenbedingungen müssen stimmen
Neben den Fördergeldern benötige das Projekt auch die richtigen rechtlichen Rahmenbedingungen, betonen die Partnerunternehmen. Dazu zählen sie die Befreiung des eingesetzten Stroms von der EEG-Umlage und gesetzliche Regelungen für den Betrieb der Wasserstoffnetze, damit die bestehenden Gasleitungen umgestellt werden können. Für Abnehmer wie BP sei zudem die Anrechenbarkeit des grünen Wasserstoffs auf die Treibhausgasminderungsziele entscheidend. /tc