Wien (energate) - Branchenvertreter warnen vor einem Einbruch des Windkraftausbaus durch das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG). Vor allem die vorgesehene Förderung mittels Ausschreibungen zog beim Auftakt des zweitägigen "Windenergie Symposiums" der Interessengemeinschaft Windkraft Österreich (IGW) Kritik auf sich. IGW-Geschäftsführer Stefan Moidl forderte, die administrative Vergabe der Fördermittel im neuen EAG auf die nächsten zehn Jahre auszuweiten und nicht - wie im Entwurf vorgesehen - nur bis 2024 auf Ausschreibungen zu verzichten.
Rückenwind für die Forderung kam vom deutschen Windkraftanlagen-Hersteller Enercon. Das Unternehmen appellierte an die österreichische Bundesregierung, aus den Fehlern von Deutschland zu lernen: Dort habe die Fördervergabe mittels Ausschreibungen zu einer wahren Ausbauflaute geführt.
Potenzial nicht ausbremsen
Auch Stefan Moidl zeigte sich überzeugt: Wenn Ausschreibungen in Deutschland den Ausbau nicht ankurbeln konnten, so werde das im kleinen Österreich schon gar nicht möglich sein. Weiters fordert der IGW-Geschäftsführer bei der Standortdifferenzierung Nachschärfungen. Diese sollen sich am deutschen Referenzertragsmodell orientieren. Auch beim Marktprämiensystem sieht die Interessengemeinschaft IG-Windkraft noch Verbesserungsbedarf. Die Berechnung des Referenzmarktwerts sollte für denselben Zeitraum durchgeführt werden, für den die Marktprämie ausbezahlt wird und dabei auch den aktuellen Börsenkurs berücksichtigen. Für Windkraft, PV und Wasserkraft sei dabei, so die Forderung, eine monatliche Abrechnung und Auszahlung besser (
energate berichtete).
Gleichzeitig verweist Moidl auf das Potenzial der Windkraft bei der Stärkung der Wirtschaft nach der Coronakrise: Die Windkraft könnte in den nächsten zehn Jahren 30.000 Arbeitsplätze auf den Baustellen für Windrad-Aufstellung schaffen und weitere 2.700 Personen bei Wartung und Betrieb der Anlagen beschäftigen. Diesen Ausbau würden die Hersteller auch dringend benötigen, erklärt Enercon-Geschäftsführer Kettwig und verweist auf Zahlen aus Deutschland. Der Windmarkt sei dort in den vergangenen Jahren um 80 Prozent eingebrochen, dabei wurden 40.000 Arbeitsplätze gestrichen.
Ausbau bisher regional
Durch das bisherige Fördermodell beschränkte sich der Windkraftausbau in Österreich auf wenige Regionen. 95 Prozent der Windkraftanlagen wurden in Niederösterreich und Burgenland errichtet, da dort die besten Konditionen herrschen. In den letzten Jahren kamen noch 100 Anlangen in der Steiermark hinzu. Doch Moidl sieht an zahlreichen weiteren Standorten Potenzial für Windkraft. Denn um die Energiewende einzuleiten, seien auch die "mittelguten" Standorte interessant. "Ich hoffe, dass Kärnten, Oberösterreich, Salzburg und eventuell auch Tirol aufrüsten", so Moidl. Derzeit sind in Österreich 1.340 Windkraftwerke mit einer Gesamtleistung von 3.159 MW in Betrieb. Ziel ist es, in den nächsten Jahren auf 1.900 Windkraftwerke aufzustocken und die Stromproduktion zu verdreifachen.
Moidl fordert in dem Pressegespräch auch eine "faire Regelung der Kosten" beim Netzanschluss. Die Kosten des Netzausbaus, so der Geschäftsführer, sollten dabei wie in fast allen anderen Nachbarländern auch in Österreich sozialisiert und über die Netzgebühren eingehoben werden. Im Falle einer Kostenübernahme durch die Erzeuger, müsste diese für alle Erzeuger gleich geregelt sein. "In den letzten Jahren haben meist nur die Windkraftbetreiber Zahlungen aufbringen müssen“, kritisiert Moidl auf energate-Anfrage. Der Vorschlag der IGW liege bei 50 Euro pro kW Leistung für große Windkraft-, PV- und Wasserkraftanlagen. /
Irene Mayer-Kilani