Wien (energate) - Das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) berücksichtigt aus Sicht der Netzbetreiber noch zu wenig die Chancen der Sektorkopplung. Strom, Wärme und Mobilität seien im künftigen Energiesystem stärker vernetzt. Darauf müsse die Politik mit einem einheitlichen Energiegesetz reagieren, sagte Wiener-Netze-Geschäftsführer Thomas Maderbacher bei einem Online-Gespräch des Forums Versorgungssicherheit. Klare gesetzliche Vorgaben seien für die Netzbetreiber der Energienetze wichtig, weil sie als kritische Infrastruktur vor großen Veränderungen stehen, betonte auch Forums-Sprecherin Brigitte Ederer. Die Netze würden gerade ins Hightech-Zeitalter aufbrechen. Vom Aufschub des EAG ins Jahr 2021 erhofft sich Ederer mehr Zeit für Verhandlungen, um Widersprüche im Gesetz auszumerzen.
Strom-, Gas- und Wärmenetze rücken zusammen
Derzeit gibt es je eigene Regulierungen für Strom-, Gas- und Wärmenetze. Das EAG hat einen klaren Stromschwerpunkt, Regelungen für grüne Gase will das Klimaschutzministerium in einem eigenen Gesetzespaket auf den Weg bringen. Auf technischer Ebene würden bei der Umstellung auf erneuerbare Energien die Grenzen zwischen Strom, Gas und Wärme aber immer weiter aufgehoben, führte Maderbacher aus. So werde in Wien die Abwärme der Stromerzeugung bereits als Fernwärme genutzt. Aus überschüssigem Strom wird Wasserstoff für die Busflotte generiert. Mittels Elektrolyse wird außerdem umweltfreundliches Methangas produziert. Dieses kann als langfristiger Energiespeicher dienen und bei Bedarf als Gas oder zur Stromerzeugung genutzt werden.
Verteilnetze im Zentrum
90 Prozent der Energiewende finde im Verteilernetz statt, rechnete Maderbacher vor. Künftig werde es mehr kleine und mittlere Anlagen statt großer Kraftwerke geben, die vernetzt werden müssen. Die Folge seien größere Schwankungen, die die Netze lokal ausgleichen müssen. Dafür werden sie vielerorts bereits technisch aufgerüstet. Dazu gehört auch der Smart-Meter-Ausbau. Früher wurde in Privathaushalten einmal im Jahr der Zähler abgelesen. Heute geschehe das mit moderner Technik alle 15 Minuten. "Dadurch entstehen 36.000 Einzeldaten, die für die Netzstabilität ausgewertet werden", so Maderbacher. Die Wiener Netze investieren laut eigener Angabe bis 2025 rund 1,5 Mrd. Euro in den Technologieausbau. /Irene Mayer-Kilani