Hamburg (energate) - Mit der neuen Ökostrom-Marke Shell Energy will der britische Mineralölkonzern weltweit den Energievertrieb an Privat- und Gewerbekunden aufmischen. Der hart umkämpfte deutsche Markt spielt in der erneuerten Vertriebsstrategie der Briten eine Schlüsselrolle. Das erklärte General Manager Dirk Leichsenring im Interview mit dem
energate-Magazin emw. Ziel sei es, den Ökoenergievertrieb bis 2035 neben Biokraftstoffen und Wasserstoff zu einer tragenden Säule des Shell-Konzerns zu machen. "Die Marke Shell Energy wurde in 2019 zuerst in Großbritannien gelauncht und in diesem Jahr bereits für unser B2B-Geschäft in den USA ausgerollt. Nun etablieren wir Shell Energy als Vertriebsmarke auch in Deutschland", erklärte Leichsenring.
"Alles aus einer Hand" von Shell
Punkten und wachsen will Shell Energy hierzulande vor allem als klimafreundlicher "Alles-aus-einer-Hand-Anbieter" sowie mit Einfachheit und Transparenz gegenüber Kunden. "In erster Linie wollen wir organisch wachsen", so Leichsenring. Aber auch anorganisches Wachstum sei nicht ausgeschlossen. "Es hat in der Vergangenheit Zukäufe gegeben und wenn sich etwas Passendes ergibt, ist das sicherlich interessant für Shell", so Leichsenring.
Die ersten Schritte der Neuausrichtung des deutschen Vertriebsgeschäfts, das bis Anfang September noch als Shell Privatenergie firmierte, sind bereits vollzogen (
energate berichtete). "Defacto vermarkten wir seit dem 9. September ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energien. Das ist der neue Standard", so Leichsenring. Sichergestellt sei dieser Standard unter anderem durch das Nachhaltigkeitssiegel "RenewablePlus". Ein Element im Marketing sei es, die Herkunft des Stroms aus norwegischen Wasserwerken detailliert auf der Homepage darzustellen. "Mittelfristig werden wir über den reinen Stromvertrieb hinausgehen", fügte er an.
Bündelprodukte und Stromvertrieb an der Tankstelle als Zukunftsvision
Beim Wandel zum Alles-aus-einer-Hand-Energieanbieter stehe Shell Energy allerdings noch am Anfang. Der nächste Schritt sei die Erweiterung des Angebots auf CO2-neutrales Gas. Bündelprodukte sollen folgen: "Shell ist in allen energierelevanten Sektoren tätig, so dass wir vieles bündeln können", betonte Leichsenring. Profitieren will das Unternehmen dabei von bestehenden Kooperationen. So werde Shell Energy beispielsweise mit dem Heimspeicherhersteller Sonnen und dem E-Mobility-Dienstleister New Motion zusammenarbeiten, die beide zu den jüngeren Zukäufen des Konzerns gehören. Außerdem erprobe Shell Energy derzeit den Stromvertrieb an den Tankstellen des Konzerns. "Es gibt 2.000 Shell-Tankstellen in Deutschland. Es ist naheliegend, auszuprobieren, wie sich dieses Potenzial für den Energievertrieb nutzen lässt."
"Shell als Marke stark genug für den Paradigmenwechsel"
Obwohl Shell in der öffentlichen Wahrnehmung für die konventionelle Energiewelt steht, hat sich der Konzern dazu entschieden, an der Marke beim Neustart als Ökostromanbieter festzuhalten. "Die Marke beizubehalten, stellt für uns keinen Widerspruch zur Neuausrichtung dar, zumal die alte Energiewelt auch noch existiert. Wir befinden uns in einen Transformationsprozess", erläuterte der Manager die strategische Entscheidung. "Es gab Überlegungen, ob die Marke Shell zum Paradigmenwechsel passt", räumte er ein. Allerdings fühlte sich das Management durch die Ergebnisse von Kundenbefragungen bei der Entscheidung bestärkt. "Die Marke Shell steht für Vertrauen, Verlässlichkeit und Erfahrung." Shell verfüge zudem über die nötige Größe und Stärke und habe sich in seiner mehr als 100-jährigen Geschichte mehrfach neu erfunden. "Dies geschieht mit dem aktuellen Wechsel nun ein weiteres Mal." /pa
Das vollständige Interview lesen Sie in der kommenden Ausgabe der emw, die am 7. Dezember erscheint.