Graz (energate) - Die Energie Steiermark setzt im Vertrieb und bei der Digitalisierung auf Kooperationen. Das machte Vorstandsdirektor Martin Graf im Interview mit dem energate-Magazin emw deutlich. Die ersten Schritte machte das Unternehmen im Vertrieb: "Vor rund sechs Jahren haben wir mit der größten Online-Bank Österreichs, der Easybank, ein Joint-Venture gegründet." Mittlerweile habe die gemeinsame Marke Easy Green Energy im Zuge dieser Zusammenarbeit rund 160.000 Strom- und Gaskunden gewonnen. Ein Viertel der Wechsler in Österreich entschieden sich damit für den Gemeinschaftsanbieter. Um auf der anderen Seite Bestandskunden zu halten, betreue das Unternehmen diese im Rahmen einer Customer-Experience - mit Erfolg, so Graf. "In den letzten Jahren hatte die Energie Steiermark eine der niedrigsten Wechselraten zu verzeichnen. Momentan liegt diese bei unter zwei Prozent." Neue Vertriebschancen sieht Graf durch den Ausbau des Breitbandnetzes. Dieser ermögliche Angebote wie Telefonie oder Internet ebenso wie entsprechende Bündelprodukte mit Strom und Gas.
Über 100 Digitalisierungsprojekte
Auch auf der Suche nach Innovationen kooperiert der Energieversorger mit Partnern verschiedener Branchen. So laufen bei der Energie Steiermark derzeit mehr als 100 Digitalisierungsprojekte, zum Teil unter der Beteiligung von Start-ups. "Das fängt an bei Robotics in der Buchhaltung, geht über zu Drohnenüberfliegungen für Wärmebildaufnahmen von Fernwärmeleitungen, um Leckagen zu orten bis zur digitalen Planauskunft für externe Firmen", erläuterte Graf. Mit zwei Start-ups arbeite der Energieversorger beispielsweise daran, Instandhaltungszyklen von Transformatoren zu optimieren, etwa mithilfe von mit Hilfe von Schallmessungen. Um einen Überblick über die verschiedenen Digitalisierungsprojekte zu behalten, werden diese auf einer gemeinsamen Plattform transparent gemacht, die auch Dritten offensteht. Graf führte aus: "Wir sind auf Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen zugegangen, aus der Bauindustrie, dem Bankenbereich, der Stahlindustrie, der Immobilienwirtschaft, um einen sektorübergreifenden Austausch zu forcieren. So kann man entsprechende Digital-Use-Cases austauschen und sie auf sein jeweiliges Unternehmen übertragen."
Wasserkraft bleibt Säule des Kerngeschäfts
Im Kerngeschäft treibt die Energie Steiermark vor allem den Ausbau der erneuerbaren Energien voran. Dazu gehören laut Graf sowohl Wasser- und Windkraftprojekte als auch Fotovoltaikanlagen. Er betonte, dass insbesondere der Bau von - oftmals umstrittenen - Wasserkraftwerken weiter nötig sei: "Wir sind überzeugt, dass wir die Energiewende nur schaffen können, wenn wir solche Projekte realisieren", so Graf. Durch den deutschen Ausstieg aus der Kohle- und Kernenergie laufe das System sonst in eine Erzeugungslücke. "Wir wollen mit unserer CO2-freien Energie einen Beitrag dazu leisten, diese zu schließen", sagte Graf. Unterstützung erhofft er sich dabei von der Politik, sowohl durch das in der Gesetzgebung befindliche Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz als auch durch die Arbeitsgruppe Energie des Landes Steiermark, das zu 75 Prozent an dem Energieversorger beteiligt ist. /sd
Das vollständige Interview mit Energie-Steiermark-Vorstandsdirektor Martin Graf lesen in der neuen Ausgabe unseres Magazin emw, die am 7. Dezember erschienen ist.