Wien (energate) - Der Anteil an Erneuerbaren am Strommix in Österreich ist 2020 weiter gestiegen. Strom aus Wasserkraft, Windkraft, Sonne und Biomasse hat im Vorjahr 81 Prozent an der Erzeugung ausgemacht. Das berichtet die Österreichische Energieagentur unter Verweis auf Zahlen von Entso-E, des europäischen Verbands der Stromnetzbetreiber. Der Anteil der Erneuerbaren am Stromverbrauch fällt etwas geringer aus. Grund seien die Stromimporte, wie Christoph Dolna-Gruber von der Energieagentur betont: "Weil wir unseren Verbrauch eben nicht mit inländischer Erzeugung decken können, beträgt der Erneuerbarenanteil am Stromverbrauch etwa 72 Prozent, wobei es hier verschiedene Berechnungsarten gibt."
Stromimporte in den Wintermonaten
Der Anteil der Stromimporte wird in aktuellen Zahlen des Bilanzgruppenkoordinators APCS sichtbar. Demnach lieferten Erneuerbare zuletzt Ende Dezember 65 Prozent der heimischen Erzeugung und hatten einen Anteil von 46 Prozent am Verbrauch. 35 Prozent des im Inland erzeugten Stroms stammten Ende Dezember jedoch weiterhin aus fossilen Energieträgern. Inländisch erzeugter Strom lieferte insgesamt nur 69,9 Prozent des Endverbrauchs. 30,1 Prozent kamen als Stromimporte aus dem Ausland (energate berichtete).
Erdgas fast durchgehend im Einsatz
Beim Gesamtbild der heimischen Stromerzeugung spielt Erdgas fast durchgehend eine wichtige Rolle. Vor allem zwischen Jänner und Ende April sowie ab August haben im Vorjahr Erdgaskraftwerke zwischen 20 und bis zu 70 GWh geliefert. Den Spitzenwert erreichte dieser Energieträger am 28. Jänner mit einem Volumen von 76 GWh und einem Anteil von 37 Prozent am damaligen Tagesverbrauch. Die Energieagentur weist aber auch darauf hin, dass es an 30 Tagen keine oder weniger als 1 GWh Erzeugung aus Erdgas gab. An 50 Tagen war die Stromerzeugung aus Erdgas geringer als der Tagesdurchschnitt der Stromerzeugung aus Photovoltaik.
APG: Zwölf Wochen bilanziell nur Strom aus Erneuerbaren
Trotzdem übernehmen Erneuerbare langfristig eine immer größere Rolle im heimischen Strommix ein. Nach den jüngsten verfügbaren Zahlen der Statistik Austria ist Ökostrom am heimischen Stromverbrauch von 63 Prozent im Jahr 2005 auf 75 Prozent im Jahr 2019 gestiegen. Zahlen zu 2020 legt Statistik Austria voraussichtlich erst Ende des heurigen Jahres vor.
Nach Zahlen des Übertragungsnetzbetreibers APG konnte Österreich im Vorjahr seinen Strombedarf bilanziell betrachtet zwölf Wochen lang allein mit Erneuerbaren decken. Nach sechs Wochen im ersten Halbjahr kamen von Anfang Juli bis Ende Oktober sechs weitere Wochen hinzu. Ende August erreichte der Anteil der Erneuerbaren im heimischen Strommix Rekordwerte. Am 31. August stieg die in Österreich insgesamt produzierte Energiemenge auf rund 191,1 Mio. kWh. Davon lieferten Erneuerbare 179,5 Mio. kWh, während der Verbrauch nur 158,8 Mio. kWh betrug. Das heißt, im Verhältnis zum Stromverbrauch lieferten Erneuerbare 113 Prozent (energate berichtete).
Wasserkraft: 62 Prozent am Strommix
Der hohe Anteil Erneuerbarer am Strommix in Österreich ist vor allem auf Wasserkraft zurückzuführen. "Der Anteil der Wasserkraft lag 2020 bei 62 Prozent", so Dolna-Gruber. Den Spitzenwert an täglicher Erzeugung erreichte diese Technologie am 2. September: Heimische Wasserkraftwerke lieferten an diesem Tag 144 GWh und damit 85 Prozent am Stromverbrauch des Landes. Die Produktion von Pumpspeichern hat die Energieagentur aus diesen Daten herausgerechnet.
Die Windkraft hatte nach Berechnungen der Energieagentur ihren besten Tag am 5. Februar mit 68 GWh, was einem Drittel des Stromverbrauchs entspricht. Die Windkraft liefere in der kalten Jahreszeit auch traditionell mehr Strom als im Sommer, so Dolna-Gruber. Unter dem Strich stammten von der Windkraft 14 Prozent der heimischen Stromerzeugung. Die Photovoltaik, die im Vorjahr insgesamt 2,3 Prozent an der Stromerzeugung lieferte, erreichte ihren Spitzenwert am 18. Mai mit einem Volumen von 9,9 GWh, was sechs Prozent dieses Tagesverbrauchs entsprach. /pm