Berlin (energate) - Zum Jahresanfang kommt Bewegung in die Entwicklung einer grünen Wasserstoffwirtschaft in Deutschland. Im Rahmen des Ideenwettbewerbs "Wasserstoffrepublik Deutschland" haben nun drei Projekte einen Förderzuschlag vom Bundesforschungsministerium erhalten. Insgesamt stellt das Haus von Anja Karliczek (CDU) für die Leitprojekte mit den Namen "H2Giga", "H2Mare" und "TransHyde" 700 Mio. Euro zur Verfügung. "Ich bin überzeugt davon, dass wir mit den Projekten dem Gamechanger Wasserstoff zur Umsetzung der nationalen Wasserstoffstrategie die nötige Kraft verleihen", sagte Karliczek bei einer digitalen Pressekonferenz vor Journalisten. Die Projekte sollen dabei helfen, die technischen Hürden auf dem Weg zum "Ausstatter einer globalen Wasserstoffwirtschaft" abzubauen, so die Ministerin weiter. Kernthemen der Projekte, die im Frühjahr an den Start gehen sollen, sind die Serienfertigung von Elektrolyseanlagen, die Offshore-Erzeugung von Wasserstoff sowie der sichere Transport des Energieträgers.
Siemens Energy und Siemens Gamesa bündeln Know-how
So soll das von Siemens Energy geführte Konsortium "H2Mare" die Produktion von grünem Wasserstoff auf hoher See erforschen. "Wir wollen die Wasserstoffproduktion aufs Wasser führen", sagte Christian Bruch, Vorstandsvorsitzender von Siemens Energy, bei der digitalen Pressekonferenz. Dabei gehe es vor allem auch um Themen wie Robustheit, denn auf See herrschten hohe Anforderungen an die Konstruktion, das Material und den Betrieb der Anlagen. Im Rahmen des Projekts werden die beiden Unternehmenstöchter Siemens Gamesa und Siemens Energy ihre Kräfte bündeln, kündigte Bruch weiter an.
Gemeinsam wollen sie an einer Lösung arbeiten, die einen Elektrolyseur vollständig in eine Offshore-Windturbine einbindet. Dieser Ansatz ermögliche einen netzunabhängigen Betrieb und verringere die Herstellungskosten für Wasserstoff. Gleichzeitig ließen sich mehr und bessere Windstandorte für die Wasserstoffproduktion nutzen. Siemens Gamesa wird dafür seine leistungsstärkste Offshore-Turbine" SG14-222 DD" so anpassen, dass ein Elektrolysesystem sich am Fuß des Turms integrieren lässt. 2026 soll die erste Testanlage einer gekoppelten Strom- und Wasserstofferzeugung in der deutschen Nordsee entstehen. Wobei der genaue Standort noch nicht feststehe, wie Bruch erklärte.
H2-Giga: Serienfertigung soll Kosten minimieren
Dem Aufbau einer Serienfertigung von Elektrolyseuren widmet sich das Projekt "H2Giga", an dem neben Thyssenkrupp noch über 100 weitere Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft beteiligt sind. Bislang würden die entsprechenden Anlagen noch "von Hand" gefertigt, so Karliczek. Mit Blick auf die benötigte künftige Stückzahl an Elektrolyseuren sei aber eine automatisierte Fertigung unerlässlich auf dem Weg zum Ausrüster eines globalen Wasserstoffmarkts. Erklärtes Ziel dabei sei es, die Kosten auf der gesamten Wertschöpfungskette zu senken. "Denn das weltweite Rennen um die günstigste Fertigungstechnik ist bereits im vollen Gange", so Karliczek. Hier gelte es, sich den Platz auf einem milliardenschweren Markt mit mehreren 100.000 hochwertigen Arbeitsplätzen zu sichern, sagte die Ministerin.
Transhyde untersucht Transportwege neben der Pipeline
Das dritte Projekt "TransHyDE" soll Transportmöglichkeiten für Wasserstoff über die Pipeline-Infrastruktur hinaus entwickeln. Im Fokus stehe der Transport per Schiff oder über die Straße in Hochdruckbehältern, als Flüssigkeit oder gebunden in Ammoniak. Dazu gehört die Erarbeitung von Normen und Sicherheitsvorschriften wie auch die Entwicklung geeigneter Materialien. Ziel sei es herauszufinden, welcher Transportweg für welchen Anwendungsbereich der günstigste ist, hieß es. Koordiniert werden die rund 90 Partner des Projekts, wie die Gasnetzbetreiber Ontras, OGE und GRT Gaz, durch die RWE Renewables sowie vom Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion und dem Fraunhofer Institut für Energieinfrastruktur.
Rund 30 Projektskizzen seien im Rahmen des im Juni gestarteten Ideenwettbewerbs
(energate berichtete) eingegangen. An den drei Gewinnerprojekten seien 100 Großkonzerne wie Siemens, Thyssen oder RWE, aber auch gut 30 kleinere Unternehmen aus allen Bundesländern beteiligt. Weitere könnten dazustoßen, betonte das Ministerium. /ml