Hamburg (energate) - Der Verein der Kohlenimporteure (VDKi) sieht durch den zeitnah aufeinanderfolgenden Ausstieg aus der Kohleverstromung und der Kernenergie die Versorgungssicherheit gefährdet. Die Zeiträume seien zu kurz bemessen, sagte der Vereinsvorsitzende Wolfgang Cieslik bei einer Pressekonferenz. Ob Gaskraftwerke die Rolle als Back-up der Energiewende übernehmen können, müsse sich zeigen. Die Steinkohleerzeugung sank in Deutschland laut VDKi-Zahlen im vergangenen Jahr um 26 Prozent auf 42 TWh. "Damit musste Steinkohle den relativ größten Teil des Corona-Beschäftigungseffekts schultern", so Cieslik. Im Vergleich zu 2015 ging die Stromerzeugung aus Steinkohle um zwei Drittel zurück.
Der VDKi erneuerte in diesem Zusammenhang seine Kritik am gesetzlichen Kohleausstieg. Er sieht die Steinkohle benachteiligt. "Dies ist emissionsseitig nicht nachvollziehbar", so Cieslik. Nicht zu erklären sei zudem, dass in den Stilllegungsausschreibungen Kraftwerke, die in den vergangenen drei Jahren viel gelaufen seien, begünstigt würden. Diese führe dazu, dass neue und effiziente Anlagen wie in Moorburg oder der Block Westfalen bei Hamm nun nach der ersten Ausschreibung vom Netz gingen (
energate berichtete).
Noch kein "Peak-Coal"
Weltweit ging die Steinkohleförderung laut VDKi infolge der Coronapandemie um drei Prozent auf 7 Mrd. Tonnen zurück. Der Verein sieht aber noch kein "Peak-Coal", sondern ein Plateau bei der weltweiten Förderung, so Cieslik. Er verwies auf eine wieder anziehende Produktion zum Jahresende 2020. China bleibt mit Abstand größter Förderer, die Volksrepublik steigerte die Fördermengen sogar im vergangenen Jahr. Im weiten Abstand folgen Indonesien, die USA und Australien. Rückläufig war 2020 infolge der Pandemie der Steinkohlehandel über den Seeweg. Er ging um gut 11 Prozent zurück. Der Kohleausstieg beeinflusste auch die Steinkohleinfuhren nach Deutschland. Sie sanken, und zwar um 24 Prozent oder 10 Mio. Tonnen. Die Einfuhren bei der Kokskohle gingen um 11 Prozent zurück, bei Kesselkohlen um 29 Prozent.
Wechsel an der Verbandsspitze
Cieslik gibt zum Jahresbeginn sein Amt als Vorsitzender des VDKi ab, ihm folgt Alexander Bethe, Appointee des japanischen Energiehandelshauses Jera Global Markets. Ebenfalls in den Ruhestand tritt VDKi-Geschäftsführer Franz-Josef Wodopia. Sein Nachfolger ist Manfred Müller. /kw