Wien/St. Pölten (energate) - Das Land Niederösterreich hat ein Klima- und Energieprogramm für die Umsetzungsperiode 2021 bis 2025 vorgestellt. Das Konzept bildet den ersten Teil eines zweiteiligen Programms, um die österreichweiten Klima- und Energieziele bis 2030 zu erreichen, heißt es seitens der Landesregierung. Der erste Programmteil umfasst 353 Energiemaßnahmen. Darunter die Umstellung der Landesgebäude von Öl- und Gasheizungen auf erneuerbare Nahwärme bis zum Jahr 2025. Zudem sollen die Gebäude mit Photovoltaikanlagen ausgestattet werden.
Ab 2022 will das Land nur noch emissionsfrei betriebene Fahrzeuge für den Landesfuhrpark anschaffen. Mit Ausnahme von Einsatz- von Sonderfahrzeugen soll es bis 2027 keine PKW mit Verbrennungsmotoren mehr im Einsatz des Landes geben. Dafür wird auch der Ausbau der E-Ladeinfrastruktur bei allen Landesstellen vorangetrieben. Auch soll massiv in die Bereiche öffentlicher Verkehr, Radinfrastruktur und flexible Mobilitätangebote investiert werden.
EAG: 550 Mio. Euro an unmittelbaren Investitionen
Mit einer klimaneutralen Landesverwaltung und Vorzeigeprojekten in den Gemeinden wollen wir Vorbild im Land und in den Gemeinden sein, sagt Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP). Neben der Mobilitätswende will das Land auch die Energiewende durch den Ausbau erneuerbarer Energien beschleunigen. Auch soll der Fokus künftig auf Energieeinsparung liegen. Um die Maßnahmen zu sichern, müsse der Bund jedoch dringend das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) vorlegen, erklärt Pernkopf weiter. Er sei aber zuversichtlich das Mitte Februar die entsprechenden Beschlüsse stehen. Das EAG würde unmittelbar Investitionen von 550 Mio. Euro für sauberen Strom in Niederösterreich bringen. Im Bereich Energieeffizienz im Wohnbau investiere Niederösterreich jährlich 680 Mio. Euro. Für die rund 90.000 bestehenden Ölheizungen im Land soll es einen langfristigen und transparenten Ausstiegsplan geben, erklärt der Landeshauptfrau-Stellvertreter.
Umweltverband begrüßt umfassende Maßnahmen, Wirtschaft verweist auf Potential grüner Technologien
Der Umweltdachverband begrüßte in einer ersten Reaktion die zahlreichen Maßnahmen zur Erhöhung der Klimaresilienz in Niederösterreich. Besonders erfreulich sei die Stärkung der Naturverträglichkeit bei der Umsetzung des Klima- und Energieprogramms, sagt Gerald Pfiffinger, Geschäftsführer des Umweltdachverbands. Zu wenig Bedeutung würde jedoch dem Thema Energieeffizienz und der Verbrauchsreduktion beigemessen, meint er weiter.
Wolfgang Ecker, Präsident der niederösterreichischen Wirtschaftskammer betonte, das Klima- und Wirtschaftsverträglichkeit Hand in Hand gehen müssen. Besonders wichtig sei es, dabei die Energieversorgung durch einen passenden Energie-Mix sicherzustellen. Bei einem gänzlichen Ausstieg aus Gasheizungen sei mit zu bedenken, dass die Leitungsinfrastruktur zukünftig für grünes Gas verwendbar sei. Synthetische Öle könnten zukünftig Ölheizungen weiter betreiben, meint Ecker. Insgesamt würden die grünen Technologien eine enorme Chance für die Wirtschaft bedeuten. Allein mit den vier Maßnahmen PV- Ausbau, Errichtung von privaten E-Ladestationen sowie der Umstellung auf grünes Gas und den Austausch von Ölkesseln könne Niederösterreich die Wirtschaftsleistung um 12,6 Prozent oder 7,7 Mrd. Euro steigern. Auch das Steuer- und Abgabeaufkommen würde in diesem Zusammenhang um 3,4 Mrd. Euro steigen, so Ecker.
Industrie sorgt sich um Wettbewerbsfähigkeit
Thomas Salzer, Präsident der niederösterreichischen Industriellenvereinigung gab zu bedenken, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien mit einem Ausbau der Netze zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit einher gehen müsse. Auch brauche es Investitionen in die Qualität der Stromversorgung, um Schwankungen zu vermeiden. Unterschiedliche Spannungen im Stromnetz würden schnell zum Stillstehenden in Produktionsbetrieben und somit zu hohen Kosten führen. Gerade in Krisenzeiten würden aber auch die Energiekosten eine wichtige Rolle bei der Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandortes spielen. Maßnahmen im Klimaschutz dürften nicht zu Lasten der internationalen Wettbewerbsfähigkeit gehen, so Salzer. /af