Die europaweite Netzstörung am 8. Januar nahm offenbar ihren Ursprung in einem kroatischen Umspannwerk. (Foto: KOSTT)
Brüssel (energate) - Die europäischen Übertragungsnetzbetreiber haben weitere Erkenntnisse zu den Ursachen des System Splits am 8. Januar veröffentlicht. Demnach war die automatische Abschaltung eines 400-kV-Sammelschienenkupplers in der kroatischen Umspannanlage Ernestinovo Auslöser der europaweiten Netzstörung. Die Abschaltung habe dazu geführt, dass sich zwei Sammelschienen der Umspannanlage entkuppelten und die Stromflüsse unterbrochen wurden, heißt es in dem vorläufigen Bericht des Verbands Entso-E. Die Störung nahm deswegen ein so verheerendes Ausmaß an, weil die Umspannanlage Ernestinovo Leitungen in die umliegenden Nachbarländer Ungarn, Bosnien-Herzegowina und Serbien miteinander verbindet.
30 Sekunden bis zur Systemauftrennung
Als Folge der unterbrochenen Stromflüsse habe sich der Stromtransport auf die umliegenden Leitungen verlagert, die durch den zusätzlichen Transportbedarf aber schnell überlastet waren, hieß es weiter. Dies führte zu sicherheitsbedingter Abschaltung weiterer Leitungen, die letztendlich - eine halbe Minute nach der ursprünglichen Auslösung im kroatischen Umspannwerk - die Trennung des europäischen Stromsystems in einen nordwestlichen und einen südöstlichen Teil zur Folge hatten. Dabei fehlten im nordwestlichen Teil rund 6.300 MW Erzeugungsleistung, die im südöstlichen Netzteil als Überschuss vorhanden waren. Entsprechend fiel die Netzfrequenz im Nordwesten rapide ab, während sie im südöstlichen Teil sprunghaft anstieg.
Konkret fiel die Frequenz im nordwestlichen Netzgebiet auf einen kritischen Wert von 49,74 Hertz. Nach 15 Sekunden stabilisierte sich der Wert bei 49,84 Hertz, was sich im Band der zulässigen Abweichungen bewegt. Im südöstlichen Netzteil betrug die Frequenz zeitgleich 50,6 Hertz, bevor sie sich wieder stabilisierte. Aufgrund der Unterfrequenz im nordwestlichen Teil nahmen Netzbetreiber in Italien und Frankreich vertragliche gesicherte Kapazitäten durch Industrieverbraucher mit einer Leistung von 1.700 MW vom Netz. Zugleich halfen 420 MW unterstützende Leistung aus dem skandinavischen und weitere 60 MW aus dem britischen Synchrongebiet bei der Frequenzstabilisierung.
Expertenkommission eingerichtet
Rund eine Stunde nach der Ausgangsstörung - um 15.07 Uhr - synchronisierten die Netzbetreiber beide Netzteile wieder miteinander und beendeten so die Störung. Wie Entso-E ankündigte, soll nun eine Expertenkommission die Ereignisse vollständig aufklären. Diese soll einen endgültigen Abschlussbericht zu dem Vorgang erstellen. /rb
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