Wien (energate) – Die EU hat das zweite, milliardenschwere Großprojekt zur Förderung der Batterieindustrie genehmigt. Österreich ist bei diesem Vorhaben namens "European Battery Innovation" mit sechs Industriebetrieben beteiligt: AVL, Borealis, Miba, Rosendahl Nextrom, Varta Micro Innovation sowie Voltlabor. Europaweit arbeiten 42 Unternehmen mit, darunter die Autobauer BMW und Tesla. Das Vorhaben gilt als sogenanntes "wichtiges Projekt von gemeinsamem europäischem Interesse" (IPCEI) und hat ein finanzielles Volumen von 11,9 Mrd. Euro. Die EU-Staaten sind mit Beihilfen in Höhe von 2,9 Mrd. Euro beteiligt, seitens der Industrie sollen 9 Mrd. Euro an Investitionen fließen. Das erste dieser IPCEI-Batterieprojekte hat seinen Mittelpunkt am Standort von Opel in Kaiserslautern, wo bis 2024 mit internationaler Beteiligung ein Werk für Batteriezellen entstehen soll. Auch beim zweiten Vorhaben gehe es um eine europäische Wertschöpfungskette bei Batterien, so der deutsche Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Ziel sei es, 30 Prozent der weltweiten Batteriezellfertigung in Europa stattfinden zu lassen (
energate berichtete).
"Ein Meilenstein in der österreichischen Technologiepolitik"
An der Koordination des zweiten Projekts sind in Österreich das Umweltministerium BMK, die Forschungsförderungsgesellschaft FFG und die staatliche Förderbank Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft (AWS) beteiligt. Das BMK zahlt den hierzulande beteiligten Industriebetrieben 45 Mio. Euro an Beihilfen. Diese Investitionen stärken den Forschungsstandort und seien gleichzeitig ein Beitrag zum Klimaschutz, so Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne). Es gehe auch darum, den CO2-Fußabdruck im Batteriesektor zu reduzieren. Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung, sagte dazu: "Der Start des IPCEI-Projekts stellt einen Meilenstein in der Technologiepolitik dar, insbesondere in der österreichischen." Dieses Großprojekt sei das erste seiner Art mit österreichischer Beteiligung. Hierzulande sei eine Reihe von technologisch führenden Unternehmen ansässig, und nun gehe es darum, "diese Frontrunner in strategischen europäischen Wertschöpfungsketten zu positionieren".
Die Eckdaten zu den sechs Teilprojekten in Österreich
Die einzelnen Teilprojekte haben Laufzeiten zwischen vier und acht Jahren. Auch die Aufgabenteilung steht bereits fest: Der Grazer Autozulieferer AVL will die Qualität der Modul- und Packproduktion verbessern und neue Modul-Produktionsprozesse entwickeln und stellt außerdem sein Entwicklungslabor zur Verfügung. Der Wiener Petrochemieriese Borealis arbeitet an Kunststoff-Komponenten, um das Gewicht, die Isoliereigenschaften und die Energiedichte von Lithium-Ionen-Batterien zu verbessern. Der oberösterreichische Maschinenbauer Miba widmet sich dem Bereich der Komponenten für die Temperaturregelung. Der Hersteller Rosendahl Nextrom arbeitet an variablen Produktionsanlagen für die Fertigung von Modulen aller Zelltypen. Varta Micro Innovation, eine Gemeinschaftsfirma des Batteriekonzerns Varta und der TU Graz, plant ein neues Forschungszentrum für Energiespeicher und die Digitalisierung der dazu gehörenden Forschung. Die oberösterreichische Firma Voltlabor schließlich gibt an, sich auf die "Gesamtbatterie basierend auf der Rundzelle" fokussieren zu wollen.
Heute dominieren asiatische Hersteller
Ob die europäischen Großprojekte allerdings reichen, um die Übermacht asiatischer Hersteller im Bereich der Batteriezellenproduktion zu brechen, bleibt abzuwarten. Derzeit dominieren südkoreanische Konzerne wie Samsung, LG Chem und SK Innovation sowie der chinesische Batterieriese CATL den Weltmarkt. Derzeit baut das Unternehmen im Bundesland Thüringen auf dem früheren Standort des deutschen Photovoltaikpioniers Solarworld seine erste Batteriezellfabrik in Europa. Eine Bestellung von BMW in Milliardenhöhe hat CATL bereits. Auch Daimler will sich die Batteriezellen für sein neues Elektro-Flaggschiff "EQ" von CATL liefern lassen. /pm