Das operative Ergebnis im Bereich Upstream rutschte mit über einer Mrd. deutlich ins Minus, wie der Finanzbericht der OMV für 2020 zeigt. (Foto: OMV)
Wien (energate) - Das operative Ergebnis der OMV ist 2020 um mehr als 70 Prozent auf 1,05 Mrd. Euro weggebrochen. Die Umsatzerlöse von Jänner bis Dezember 2020 sanken gegenüber dem Vorjahr um 29 Prozent auf 16,55 Mrd. Euro, wie das integrierte Öl-, Gas- und Chemieunternehmen mit Sitz in Wien bei der Veröffentlichung der Jahresbilanz bekanntgab. Als Gründe nennt OMV ein ungünstiges globales Preisumfeld für Rohstoffe und - verursacht durch die Coronapandemie - niedrigere Verkaufsmengen der meisten Produkte. Einem noch stärkeren Rückgang entgegengewirkt hätten vor allem die um 20 Prozent auf 164 Mrd. kWh gestiegenen Erdgasverkäufe. Dabei sei der Marktanteil unter anderem in Österreich von 39 auf 47 Prozent und in Deutschland von 4 auf 5,6 Prozent ausgebaut worden. Der Beitrag des Gasgeschäfts sei damit um 73 Prozent auf 337 Mio. Euro gegenüber 2019 gestiegen.
Gewinne im Upstream-Bereich sprudeln nicht
Im Bereich Upstream rutschte das operative Ergebnis in die Verlustzone. Der Konzern beziffert das Ergebnis hier auf minus 1,14 Mrd. Euro, nach plus 1,88 Mrd. Euro im Jahr 2019. Demnach verringerte sich die Gesamtproduktion von Öl, Gas und Flüssiggas ebenso wie die Gesamtverkaufsmenge um fünf Prozent. Die Gesamtproduktion belief sich 2020 somit auf 463, die Gesamtverkaufsmenge auf 439 Mio. Euro. Das operative Ergebnis im Bereich Downstream stieg im Aufwind eines starken Erdgas- und Retailgeschäfts um 17 Prozent auf 2,16 Mrd. Euro. Die Referenzraffineriemarge sank um 45 Prozent auf 2,44 US-Dollar pro Barrel und der Raffinerieauslastungsgrad um elf auf 86 Prozent. Die Gesamtverkaufsmenge an Raffinerieprodukten betrug im Jahr 2020 17,8 Mio. Tonnen und damit um 15 Prozent weniger als im Vorjahr.
OMV blickt hoffnungsvoll auf 2021
Für das Jahr 2021 erwartet die OMV einen durchschnittlichen Brent-Rohölpreis zwischen 50 und 55 US-Dollar pro Barrel. Der durchschnittlich realisierte Gaspreis wird oberhalb von zehn Euro pro 1.000 kWh erwartet. Die organischen Investitionen sollen sich auf rund 2,7 Mrd. Euro belaufen. Bei der Referenzraffineriemarge erwartet die OMV eine Steigerung gegenüber dem Niveau von 2020. Auch die Gesamtverkaufsmenge an Raffinerieprodukten wird für 2021 höher prognostiziert. Die Erdgasverkaufsmengen sollen 2021 ebenfalls über dem Vorjahresniveau liegen. Konkrete Zahlen für die jeweiligen Bereiche nannte das Unternehmen jedoch nicht.
Integration der Chemiesparte bringt neue Organisationsstruktur
Mit 1. April will sich die OMV Gruppe neu strukturieren. Künftig soll es die drei Geschäftsbereiche: Exploration & Production, Refining & Marketing sowie Chemicals & Materials geben. Die beiden letztgenannten Bereiche gehen aus einer Teilung und Erweiterung des bisherigen Bereichs Refining & Petrochemical Operations hervor. Die Änderung solle der Integration der Borealis und des Chemiesektors stärker Rechnung tragen, wie die OMV erläutert. Zudem wurde OMV-Aufsichtsrat Alfred Stern (56) zum Vorstandsmitglied des Bereichs Chemicals & Materials bestellt. Stern war für Borealis seit 2008 in verschiedenen Managementpositionen tätig und ist seit 2018 CEO des Kunststoffherstellers mit Sitz in Wien.
Devestitionsprogramm nimmt 2021 weiter Fahrt auf
Zudem hat die OMV ein zweites Devestitionsprogramm angekündigt. Dieses soll den Verkauf des OMV-Geschäfts in Slowenien und des Stickstoffgeschäfts der OMV-Tochtergesellschaft Borealis beinhalten. Der zweite eines dreiteiligen Veräußerungsprozesses soll zu einer schnellen Entschuldung des Unternehmens führen, sagte Rainer Seele, Vorstandsvorsitzender und Generaldirektor der OMV. Im Laufe dieses Jahres soll auch das dritte Devestitionspaket bekanntgegeben werden. Mit dem dreiteiligen Veräußerungsprogramm möchte die OMV ihren Verschuldungsgrad auf rund 30 Prozent bis Ende 2021 senken.
Der im März 2020 angekündigte erste Teil des Programms beinhaltete den Verkauf der 51-prozentigen Beteiligung an der Gas Connect Austria, den Verkauf des OMV-Tankstellengeschäfts in Deutschland sowie den Verkauf des Upstream-Geschäfts in Kasachstan. Durch das erste Paket wird ein Entschuldungseffekt von mehr als einer Mrd. Euro erwartet. /af
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