Graz (energate) - Der steirische Zivilschutzverband hat in Kooperation mit Energie Steiermark und der Landesregierung einen umfassenden Leitfaden zum Thema Blackout vorgelegt. Dieser soll einerseits die Bevölkerung über die nötige Vorbereitung auf flächendeckende Stromausfälle informieren. Zugleich soll sie aber Gemeinden und Bürgermeister unterstützen, erklärte Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP). "Das ist entscheidend, denn die Bürgermeister sind die ersten Ansprechpartner und im Katastrophenfall die behördlichen Einsatzleiter vor Ort."
Martin Weber, Präsident des Zivilschutzverbands Steiermark, erklärte: "Es gibt in der Bevölkerung viele falsche Erwartungen. Etwa, was die Leistungsfähigkeit der Gemeinde, die Hilfe von Dritten, zum Beispiel Feuerwehren, oder von außerhalb, etwa von der Bezirkshauptmannschaft, dem Land oder dem Bundesheer in einem solchen Fall anbelangt." Im Fall eines Blackouts seien die Gemeinde jedoch beinahe auf sich allein gestellt. Eine Hilfe von außerhalb sei kaum zu erwarten. "Alles, was nicht vorgesorgt wurde, kann im Anlassfall nicht ersetzt werden", so Weber. Umso wichtiger sei die richtige Vorbereitung.
Ein Tag Blackout: 1 Mrd. Euro
ThemenseitenAuf folgender Themenseite finden Sie weitere Meldungen zum Thema. Corona
Ein Blackout wie am 8. Jänner (energate berichtete) sei nicht mit einem lokalen Stromausfall zu verwechseln, sondern ein länger andauernder, mehrere Bundesländer oder Länder betreffender Stromausfall, der den Zusammenbruch fast aller Versorgungsinfrastruktur mit sich führe, so Landeshauptmann-Stellvertreter Anton Lang: "Wasserversorgung, Treibstoffe, Verkehr und Logistik, Handy und Festnetz. Die Schäden für die Volkswirtschaft sind enorm. Ein Vergleich dazu: Ein Jahr Coronakrise kostet den Bund 50 Mrd. Euro. Ein Blackout kostet pro Tag eine Mrd. Euro."
Eine enge Kooperation mit dem Zivilschutzverband sei wichtig, so Christian Purrer, Vorstandssprecher der Energie Steiermark. Sein Unternehmen verfüge über eine hochmoderne Netzleitwarte, sei aber als Versorger Teil des europäischen Netzverbundes und könne daher die Gefahr eines Blackouts nicht ausschließen. Bei diesem Punkt übte Purrer Kritik in einem ganz anderen Zusammenhang: "Im Fall des Falles brauchen wir das Engagement und das sofortige Eingreifen unserer etwa 50 Mitarbeiter in unseren Warten. Deswegen verstehe ich nicht, warum diese Mitarbeiter, die das Stromnetz leiten, aus der Impfdringlichkeit ausgenommen wurden." Ohne diese Menschen könnten die Netze nicht mehr sicher betrieben werden.
Energie Steiermark erhöht Investitionen in Prävention
"Energie Steiermark investiert 100 Mio. Euro im Jahr in die Blackout-Prävention und wird diesen Betrag in den nächsten Jahren deutlich steigern, parallel zum Ausbau der Erneuerbaren. Denn wer ja zu Ökostrom sagt, muss auch ja zum Netzausbau sagen", sagte Vorstandsdirektor Martin Graf. Der Landesversorger habe Konzepte für den schnellstmöglichen Wiederaufbau der Netze und für Insellösungen: "Unsere Kollegen arbeiten rund um die Uhr an der Sicherheit und sind bei jedem Wetter draußen." Zuletzt haben auch der Übertragungsnetzbetreiber APG sowie die E-Control im Hinblick auf die Gefahr eines flächendeckenden Ausfalls die Dringlichkeit des Netzausbaus betont (energate berichtete).
Von zentraler Bedeutung beim Thema Blackout seien aber auch sogenannte schwarzstartfähige Kraftwerke, betonte Graf. "Nur ganz wenige Kraftwerke können ohne Spannung aus dem Netz wieder hochfahren, das nennt man Schwarzstartfähigkeit." Energie Steiermark verfügt über solche Anlagen. "Das ist aus meiner Sicht die beste, größte und umfassendste Blackout-Prävention", so Graf. Im Fall eines Blackouts sei die Stromversorgung als erstes um solche Anlagen wieder gegeben und danach hänge es von der Situation im Übertragungsnetz ab. In Fachkreisen gehe man davon aus, "dass innerhalb eines Tages der größte Teil der Bevölkerung wieder versorgt werden kann." /pm