In Summe soll es bis 2022 650 Mio. Euro an Fördergeldern im Rahmen der Sanierungsoffensive geben, erklärt Klimaschutzministerin Gewessler. (Foto: BKA, Dragan Tatic)
Wien (energate) - Bis zum Jahr 2022 stellt die Bundesregierung insgesamt 650 Mio. Euro an Förderungen für den Umstieg auf klimafreundliche Heizungssysteme und die Gebäudesanierung in Österreich zur Verfügung. Das Fördergeld versteht sich aber auch als Investition in den Klimaschutz und in heimische Arbeitsplätze, sagte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) bei der Pressekonferenz zu der geplanten Sanierungsoffensive. Durch die Verlängerung der Förderung auf zwei Jahre soll es mehr Planungssicherheit und Kontinuität für die Wohnungs- und Hauseigentümer sowie für die Branchen der Installateure und Kesselhersteller geben.
Die gesamte Fördersumme wird auf die beiden Bereiche "Raus-aus-Öl-und-Gas-Bonus" und den "Sanierungsscheck" aufgeteilt. Dabei werden 35 Prozent oder bis zu 5.000 Euro der Kosten für einen Heizungskesseltausch und bis zu 6.000 Euro für eine Gesamtsanierung im Gebäudebereich ausbezahlt. Wird bei der Sanierung auf nachhaltige Rohstoffe gesetzt, erhält der Fördernehmer nochmal 50 Prozent der Fördersumme zusätzlich. Durch etwaige Landesförderungen können interessierte Personen nochmals die Gesamtfördersumme erhöhen, erklärte die Ministerin.
4,5 Mrd. Euro an Investitionen
Allein die Aktion Raus-aus-Öl-und-Gas spare in den nächsten zwei Jahren rund 700.000 Tonnen CO2 ein, rechnete die Ministerin vor. Die gesamte Sanierungsoffensive solle bis zu 64.000 Arbeitsplätze schaffen und eine Investitionssumme von 4,5 Mrd. Euro auslösen. Das Motto laute: Sich mithilfe des Klimaschutzes aus der Krise heraus investieren, meint die Ministerin. Klimaschutz sei das beste Konjunkturpaket, so Gewessler.
Schub für Wirtschaft und Arbeitsmarkt
In Österreich werde ein Drittel des Gesamtenergieverbrauchs der Haushalte für den Bereich Wärme verwendet, erklärte Thomas Haas, Geschäftsführer des Heizkesselherstellers Fröling. Das Erreichen der Pariser Klimaziele sei deshalb nur durch eine Wärmewende erreichbar. Für den von Regierung geplanten Ausstieg aus rund 600.000 bestehenden Ölheizungen bis 2035 brauche es jährlich zirka 40.000 Sanierungen in klimafreundliche Heizungssysteme. Die geplante Sanierungsoffensive werde deshalb einen wichtigen Beitrag für den Wirtschaftsstandort Österreich, aber auch für den Arbeitsmarkt leisten, zeigte sich Haas überzeugt.
Manfred Denk von der Bundesinnung der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker begrüßte die Verlängerung des Förderregimes auf zwei Jahre. Es sei ein wichtiges Werkszeug der heimischen Installateure beim Kampf gegen den Klimawandel. Flankierend zu den Maßnahmen des Klimaschutzministeriums habe die Branche der Heizungstechniker mit dem Zukunftsforum SHL eine Initiative geschaffen, um über die Vorteile eines Heizungstausches und den Ausstieg aus fossilen Energien zu informieren, so Denk.
Gesetz zum Ausstieg aus Fossilen gefordert
Verbände wie erneuerbare Energie Österreich (EEÖ), der Biomasse-Verband (ÖBMV) und Pro Pellets Austria begrüßen in einer ersten Reaktion die neue Sanierungsoffensive des Klimaschutzministeriums. Sanierungen und der Ausstieg aus fossilen Heizsystemen sei ein ganz wichtiger Grundpfeiler der Energiewende, betonte etwa Martina Prechtl-Grundnig, die Geschäftsführerin von EEÖ. Die österreichische Energieagentur (AEA) ist in diesem Zusammenhang der Ansicht, dass die Modernisierung von Gebäuden und Heizungen ohne Öl- und Erdgas nicht nur einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz leiste, sondern auch eine größere Unabhängigkeit von Energiepreisschwankungen bedeute. Internationale Krisen, Handelskriege oder Preisabsprachen wie im Falle der Opec-Staaten beim Rohöl hätten massive Auswirkungen auf die Öl- und Erdgaspreise.
Die Umweltorganisation Global 2000 zeigte sich von der bundesweiten Förderung zwar erfreut, forderte aber gleichzeitig eine klare gesetzliche Regelung für den Ausstieg aus Öl- und Gasheizungen. Wir brauchen nun rasch ein Bundesgesetz, das den weiteren Einbau von Öl- und Gasheizungen eindämmt, sagt Johannes Wahlmüller, Klimasprecher von Global 2000. /af
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