Wien (energate) - Die aktuelle Kältewelle führt zu Energieverbrauchsspitzen, sodass Gas- und Fernwärmeanlagen derzeit auf Hochbetrieb laufen. Diese versorgen die Hälfte aller österreichischen Haushalte mit Gas oder Fernwärme. Durch den starken Kälteeinbruch hat etwa Wien Energie am 11. Februar einen vorläufigen Fernwärme-Heizrekord der Saison verzeichnet. Die Wien Energie-Kraftwerke versorgten mit einer Leistungsspitze von 2.086 MW die Hauptstadt mit Fernwärme, teilte der Energieversorger in einer Aussendung mit. Gerade an Tagen mit klimatischen Extremen rückt das Thema Versorgungssicherheit verstärkt in den Fokus. Wien Energie wird in den nächsten Jahren massiv in den Ausbau klimafreundlicher Fernwärme investieren, um weiterhin eine zuverlässige Wärmeversorgung sicherzustellen, kündigte Geschäftsführer Michael Strebl an.
Ausbau der Gasspeicher
Die großen Gasspeicher des Landes seien gut gefüllt, versicherte auch der Vize-Generaldirektor der Wiener Stadtwerke und Obmann des Fachverbands Gas Wärme (FGW) Peter Weinelt. Denn Gas könne in großen Mengen gespeichert werden und liefere auch dann Energie, wenn Wind- und Sonnenenergie auslassen.
Gaskraftwerke und Gasspeicher sowie Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen sind laut Weinelt für die Versorgungssicherheit künftig dringend notwendig. Ohne die Versorgung einer Mio. Haushalte mit Gasheizungen und einer weiteren Mio. Haushalte mit Fernwärme, die das Stromnetz entlasten, wäre das heimische Energiesystem längst zusammengebrochen.
Der Vorteil der Fernwärme ist laut Auskunft des Fachverbands die große Flexibilität beim Brennstoffeinsatz. So könne Wärme aus Biomasse- und Biogasanlagen, Abwärme aus Kraft-Wärme-Kopplung und industriellen wie gewerblichen Prozessen ebenso genutzt werden, wie Solar- und Geothermie. Fernwärme wird bereits zu 55 Prozent aus erneuerbaren Energieträgern - Biomasse, Abfällen, Erdgas und Abwärme aus Reststoffverwertungen - erzeugt. Die 50 größten Städte Österreichs werden laut FGW mit Fernwärme aus erneuerbaren Energiequellen versorgt.
Zukunft grünes Gas
Weinelt verweist in diesem Zusammenhang auf grünes Gas, sei es in Form von Biogas aus landwirtschaftlichen Reststoffen oder klimaneutraler Wasserstoff aus überschüssigem Ökostrom. Dies sei ein wichtiger Schlüssel auf dem Weg zur Energiewende. Allerdings werde es maßgeblich von den politischen Rahmenbedingungen abhängen, wie schnell auf grünes Gas umgestellt werden kann, räumte Weinelt ein.
Zwischenbilanz: Corona-Winter
Die Corona-Beschränkungen und Lockdowns im Winter führten insgesamt zu keinem erhöhten Wärmebedarf in Wien, teilte Wien Energie mit. Witterungsbedingt wurde zwar etwas mehr geheizt als im Vorjahr. Ein Corona-Effekt sei bei der Fernwärme bisher aber nicht festzustellen. Doch eine endgültige Bilanz läßt sich laut Versorger erst am Ende der Heizsaison mit Ende März ziehen. /imk