Bamberg (energate) - Die Stadtwerke Bamberg stellen eine Erdgastankstelle in der bayerischen Stadt auf Biomethan um und folgen damit einem neuen Trend im Stadtwerke-Lager. Dank des Quotenhandels lasse sich damit inzwischen fast das Gleiche verdienen wie mit Erdgas, erläuterte Horst Ziegler, Vertriebsleiter der Stadtwerke Bamberg, im Gespräch mit energate. Die Beschaffung und den Verkauf der Zertifikate an die Mineralölhändler übernimmt nach einer Ausschreibung mit mehreren Angeboten der Dienstleister Landwärme. Zuletzt hatten unter anderen die Technischen Werke Schussental aus Baden-Württemberg in Eigenregie oder die Wuppertaler Stadtwerke aus Nordrhein-Westfalen ebenfalls mit Unterstützung von Landwärme ihre Tankstellen umgestellt. Die Preise für den Kraftstoff halten die Kommunalversorger dabei stabil. Laut aktuellen Zahlen der Initiative Zukunft Gas wird inzwischen an der Hälfte der deutschen Erdgastankstellen, an 411 von insgesamt 820 Standorten, 100 Prozent Biomethan getankt - ein deutlicher Zuwachs gegenüber Januar 2019 mit nur 243 Standorten und einem Anteil von knapp 30 Prozent.
Ökologische Beweggründe, die sich überdies gut im Marketing einsetzen lassen, sind das eine. Das andere sind die seit Anfang 2020 merklich gesunkenen Preise für Biomethan, die sich aus der Quotenverpflichtung für nachhaltige Kraftstoffe ergeben (
energate berichtete). Biomethan wird auf die Quote voll angerechnet, die entsprechenden Zertifikate lassen sich an die Konzerne verkaufen. "Die Mineralölhändler haben natürlich kein Interesse, mit 500 Stadtwerken als Tankstellenbetreiber zu verhandeln", erläuterte Vertriebsleiter Ziegler. Oftmals übernehmen daher Dienstleister wie Landwärme die Abwicklung. "Mit Biomethan ist dank des Quotenhandels innerhalb der vergangenen zwölf Monate ein neues Geschäftsfeld für Tankstellenbetreiber entstanden", bestätigte auch eine Sprecherin von Zukunft Gas den neuen Trend.
Tankstellenschließung war nie eine Option
In "guten Jahren" verkauften die Stadtwerke Bamberg an der Tankstelle über 220.000 kWh Erdgas an Erdgasautofahrer. Wegen der Coronapandemie kam es im vergangenen Jahr allerdings zu einem Einbruch auf 164.000 kWh. Auch im Januar habe sich der Absatz noch nicht stabilisiert, erklärte Ziegler. Trotz des schlechten Jahres und sich häufender Nachrichten zu Schließungen von Erdgastankstellen - 2020 verringerte sich die Gesamtzahl von 837 auf aktuell 820 - gab es im bayerischen Bamberg noch keine solchen Überlegungen. "Wir haben immer eine gute schwarze Null geschafft und wollen das Angebot für unsere Kunden aufrechterhalten", betonte der Vertriebsleiter. Die Menge von normalerweise konstant über 200.000 kWh bezeichnete er als gute Grundlage, zumal in Bamberg große Ankerkunden wie städtische Erdgasbusse fehlen. Zur Einordnung: In Ravensburg bei der TWS sorgen 25 Erdgasbusse für ein deutlich höheres Volumen von durchschnittlich 10 Mio. kWh pro Jahr (
energate berichtete).
Tankmöglichkeiten für Erdgasbusse gibt es in Bamberg unterdessen nicht. Denn an der von den Stadtwerken belieferten Tankstelle der Bavaria Petrol, die Kraftstoffe unter eigenem Namen oder dem Markennamen Aral verkauft, sind Erdgasbusse nicht erwünscht. Die Zapfsäulen sollen dort keine Erdgasbusse über 20 Minuten lang blockieren, erläuterte Ziegler. Vor einigen Jahren hatte in Bamberg noch ein Taxiunternehmen Erdgasfahrzeuge eingesetzt und den Absatz auf bis zu 250.000 kWh erhöht, den Betrieb aber aus wirtschaftlichen Gründen wieder aufgegeben. /mt