Hamburg (energate) - Der Energiekonzern Uniper plant gemeinsam mit der Siemens Energy AG und der neu gegründeten HH2e AG ein integriertes Kraftwerk am Standort Hamburg Moorburg. Aus Grünstrom soll dort Wasserstoff, aber auch grüne Wärme entstehen. Das Investitionsvolumen liegt im dreistelligen Millionenbereich. Das Konzept der drei Partner sieht vor, überschüssigen Windstrom vor Ort entweder in einem Hochtemperatur-Stahlspeicher zu speichern oder aber in einer geplanten 200-MW-Elektrolyse in Wasserstoff zu speichern. Ebenfalls vorgesehen ist eine Gasturbine, die aus Wasserstoff Strom erzeugen soll. Als Abnehmer für den Wasserstoff oder die eingespeicherte Prozesswärme hat das Bündnis unter anderem Industriebetriebe vor Ort im Blick. Perspektivisch soll mit dem Projekt der Wasserstoffbedarf der energieintensiven Industrie vor Ort komplett emissionsfrei gedeckt werden, heißt es in einer Mitteilung. Aber auch die Stadt Hamburg selbst soll von grünem Strom und Fernwärme aus den Anlagen profitieren.
Hamburg solle als Beispiel dienen, wie die Energiewende versorgungssicher, für alle bezahlbar und vor allem über neue, innovative Partnerschaften zum Erfolg geführt werden könne, erklärte Alexander Voigt, CEO der HH2e AG. Voigt ist auch Gründer des Stahlspeicher-Anbieters Lumenion. Mit Uniper und Siemens sind bei dem Vorhaben zwei Industriegrößen mit an Bord. Uniper-CEO Andreas Schierenbeck erklärte, das Projekt passe zum Vorhaben des Konzerns, bis 2025 auf netto-Nullemission zu kommen. "Daher stand es von Anfang an außer Frage, dass wir unsere Erfahrungen und zugleich ein großes Engagement in dieses Projekt einbringen."
Die Projektpartner planen zudem, eine Wasserstoff-Handelsplattform aufzubauen, die zu einem internationalen Marktplatz für den physikalischen und bilanziellen Handel mit grünem Wasserstoff, sowie daraus gewonnen Produkten wie Ammoniak, Methanol oder synthetischen Kraft- und Brennstoffen werden soll. Technologiepartner des integrierten Kraftwerks wird Siemens Energy. Das Projekt werde ein Musterbeispiel für die Dekarbonisierung, erklärte Jochen Eickholt, Vorstandsmitglied der Siemens Energy AG.
Öffentliche Förderung
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Die Investitionskosten für das Vorhaben sollen bei bis zu 500 Mio. Euro liegen. Die Partner setzen daher auf öffentliche Förderung. Sie haben das Vorhaben beim Bundeswirtschaftsministerium als Vorhaben im gemeinsamen europäischen Interesse (IPCEI) eingereicht. Über den IPCEI-Mechanismus ist insgesamt eine Milliarden-Förderung möglich. Laut energate-Informationen haben sich bis zum 19. Februar insgesamt 200 Projekt beworben. Eine Entscheidung wird wohl erst Ende des Jahres fallen (energate berichtete).
Das Vorhaben von Uniper, Siemens Energy und HH2eAG ist nicht das einzige am Standort des stillgelegten Steinkohlekraftwerks Moorburg. Der Energiekonzern Shell plant dort mit Mitsubishi Heavy Industries, Vattenfall und Wärme Hamburg das Wasserstoffprojekt "Hamburg Green Hydrogen Hub" (energate berichtete). Vorgesehen ist, eine skalierbare Elektrolyseanlage mit zunächst 100 MW zu errichten. Das Projekt setzte ebenfalls auf Förderung durch die EU. In der Metropolregion Hamburg gründete sich kürzlich das Cluster Erneuerbare Energien Hamburg (EEHH), das Aktivitäten zum Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur unterstützen und begleiten soll (energate berichtete). Das Projekt von Uniper, Siemens Energy und der HH2E AG steht dabei nicht in Konkurrenz zu weiteren Vorhaben am Standort, hieß es aus den Unternehmen. Alle Partner seien offen für weitere Kooperationen. /kw