Berlin (energate) - Bundestagsabgeordnete von SPD und CDU sprachen sich bei einem "Frühstückstalk" der Brancheninitiative Zukunft Gas für Änderungen bei der geplanten Regulierung von Wasserstoffnetzen aus. Andreas Rimkus (SPD) will eine Übernahme der Regulierung der Erdgasnetze auch für Wasserstoffnetze und hat vor allem die Verteilnetze im Blick. Die weitere Nutzung der Verteilnetze sei wichtig, da ein großer Teil der Industrie am Verteilnetz angeschlossen sei. Er betonte, Wasserstoff werde auch im Wärmemarkt eine Rolle spielen, da stromgeführte Wärmepumpen in Mehrfamilienhäusern nicht einsetzbar seien. Sein Kollege Timon Gremmels (SPD) wies auf das Strucksche Gesetz hin, demzufolge kein Gesetz so aus dem Bundestag kommt, wie es hineingeht.
Mark Helfrich (CDU) war in seiner Bewertung zurückhaltender, widersprach seinen SPD-Kollegen aber nicht: "Ich glaube auch nicht, dass die Wasserstoffinfrastruktur dauerhaft aus staatlichen Subventionen finanziert werden kann. Das muss im Rahmen des Energiesystems erfolgen", argumentierte er. Er sagte aber auch, er wisse nicht, wie dies mögliche wäre, da hohe europa- und verfassungsrechtliche Hürden bestünden. Er betonte, seine Fraktion wolle keine völlig separate Regulierung von Wasserstoff- und Erdgasnetzen.
EnWG-Novelle sieht getrennte Regulierung vor
Eine separate Regulierung durch ein eigenes Kapitel für Wasserstoffnetze im Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) sieht aber der Entwurf vor, den das Bundeskabinett am 10. Februar verabschiedet hatte (
energate berichtete). Gegen diesen Ansatz haben sich vor allem Verbände der Gasnetzbetreiber vehement ausgesprochen. Geode, ein Verband von Verteilnetzbetreibern, sah in seiner Stellungnahme das Geschäftsmodell der Verteilnetzbetreiber grundlegend infrage gestellt.
Über die Diskussion der Wasserstoffnetzregulierung geriet das eigentliche Thema der Veranstaltung "klimaneutraler Wasserstoff aus Erdgas" fast in den Hintergrund. Der norwegische Botschafter in Deutschland, Petter Ølberg sowie Sverre Overå, Projektdirektor von Northern Lights, stellten die norwegische Longship-Initiative und das Northern-Lights-Projekt als Teil dieser Initiative vor. Nachdem das norwegische Parlament die Mittel im Dezember freigegeben hat (
energate berichtete), wird der Transport von CO2 zu Offshore-Lagerstätten und die Einlagerung unter dem Meeresboden umgesetzt.
Norwegen wirbt für blauen Wasserstoff und CCS
Northern Lights, ein Joint Venture von Equinor, Shell und Total, ist für die Logistikkette von der Verflüssigung des CO2 bei Industrieunternehmen, dem Schiffstransport sowie die Einlagerung verantwortlich. Overå versicherte, dieser Prozess könne für 30 bis 55 Euro/Tonne realisiert werden. 1,5 Mio. Tonnen pro Jahr sollen in einer ersten Phase gespeichert werden. Dafür sucht Northern Lights Kunden in Europa, mit neun Industrieunternehmen wurden Absichtserklärungen unterzeichnet. "Die CO2-Lagerung ist sicher", betonte Overå. Equinor lagert seit 25 Jahren CO2 im Offshore-Feld Sleipner und hat alle Daten dazu veröffentlicht. Bei der Abscheidung des CO2, versicherte Bjarne Bull-Berg, Repräsentant von Equinor in Deutschland, werde mit dem autothermischen Prozess ein Wert von 99 Prozent erreicht. Er sagte aber auch, über die gesamte Prozesskette verbliebe aktuell noch ein CO2-Rest von fünf Prozent, dies sei optimierbar.
Die anwesenden Bundestagsabgeordneten outeten sich als Fans von blauem Wasserstoff aus Erdgas: "Wir brauchen die gesamte Farbenlehre, nur ohne rot (aus Atomstrom) und grau", sagte Gremmels. /hl