Berlin (energate) - Der Bau von Windenergieanlagen kommt auch nach einem Zuschlag in den Ausschreibungen nur langsam voran. Von den in den Jahren 2019 und 2020 bezuschlagten Windenergieprojekten wurden bislang im Schnitt nicht einmal die Hälfte realisiert. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung an die Fraktion der Linken im Bundestag hervor. Demnach liegt die Realisierungsquote der in den Windauktionen seit Anfang 2019 bezuschlagten Projekte bis auf eine Ausnahme unter 50 Prozent, teilweise sogar deutlich darunter. Für das Jahr 2020 nennt die Bundesregierung für einige Auktionstermine eine Realisierungsquote von null Prozent. Ein Grund dürften infolge der Coronapandemie unterbrochene Lieferketten beziehungsweise die eingeschränkte Reisefreiheit in der EU sein, die auch Fachkräfte betraf. Die Bundesnetzagentur hatte darauf bereits reagiert und die 24-monatige Realisierungsfrist nach Zuschlag um sechs Monate verlängert (energate berichtete). Betreiber müssen Pönalen zahlen, wenn sie die Projekte nicht im vorgesehenen Zeitfenster umsetzen. Nach Branchenangaben vergehen im Durchschnitt 15 Monate vom Zuschlag bis zur Realisierung.
Die Fachagentur Windenergie an Land (FA Wind) hatte bereits im vergangenen Jahr Zahlen zu den Realisierungsquoten der seit 2017 bezuschlagten Windenergieprojekte veröffentlicht: Vier von fünf Projekten waren demnach noch nicht umgesetzt (energate berichtete). Als einen Grund führte sie juristische Auseinandersetzungen an, die zu Verzögerungen führten. Ein Sonderfall sind Bürgerenergieprojekte. Hier liegt die Realisierungsquote nur bei 17 Prozent. Die Bundesregierung hatte diesen Vorhaben in den ersten Ausschreibungsrunden die Möglichkeit eingeräumt, ohne immissionsschutzrechtliche Genehmigung teilzunehmen. Fast alle Zuschläge entfielen in der Folge auf Bürgerenergieprojekte, hinter denen aber in der Regel herkömmliche Unternehmen steckten.
Die Sonderregeln für Bürgerenergie wurden später gekippt (energate berichtete). Die Zahl der Gebote von Bürgerenergiegesellschaften in den Auktionen sank darauf vom dreistelligen in den einstelligen Bereich, wie die aktuellen Zahlen der Bundesregierung zeigen. Von den 2017 bezuschlagten Bürgerwindparks wurden laut Bundesregierung nur sechs Prozent realisiert. Einige Betreiber boten diese jedoch in späteren Auktionen erneut an (energate berichtete). Mit der Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes hat die Bundesregierung ein Bürgerbeteiligungsmodell für die Windenergie für Kommunen eingeführt. /kw