Bonn/Essen (energate) - Für den vorgesehenen Markthochlauf von Wasserstoff sind zuverlässige Preisinformationen zu den unterschiedlichen Erzeugungstechnologien unerlässlich. Diese liefert nun erstmals der Wasserstoff-Index "Hydex" des Beratungsunternehmens E-Bridge Consulting GmbH, den energate künftig exklusiv veröffentlicht. Im Interview erklärt Andreas Gelfort, Senior Associate Consultant bei dem Unternehmen, wie der Index funktioniert und wie er weiter entwickelt werden soll.
energate: Herr Gelfort, E-Bridge Consulting hat mit dem "Hydex" einen Wasserstoff-Index entwickelt. Wie kam es dazu?
Gelfort: E-Bridge ist in vielen Bereichen der Energiewende aktiv. Mit unseren Beratungsleistungen wollen wir dazu beitragen, nachhaltig das Klima zu entlasten und die Dekarbonisierung voranzubringen. Die meisten unserer Kunden und wir sehen Wasserstoff als einen vielversprechenden CO2-neutralen Energieträger der Zukunft. In meiner langjährigen Tätigkeit im Strom- und Gashandel habe ich gesehen, dass eine nachhaltige Marktentwicklung nur mit belastbaren und zuverlässigen Preisinformationen erfolgreich umgesetzt werden kann. Bei der Liberalisierung der Strom- und Gaswirtschaften haben wir gesehen, dass transparente Informationen zu Kosten und Preisen bereits frühzeitig den Markteilnehmern helfen, ihre Geschäftsmodelle zu entwickeln. Im Laufe der Zeit wurden die Preisindices belastbarer und dies hat wiederum zum wachsenden Handel beigetragen. Ein guter Preisindex hilft, das Risiko des Handels zu verringern und zu managen.
Auch die Wasserstoffwirtschaft wird sich nur über einen effizienten Markt entwickeln können. Unser Preisindex ist ein erster Baustein, um Transparenz und Marktvertrauen zu schaffen. Als Beratungsunternehmen sind wir durch unsere neutrale und unabhängige Marktposition prädestiniert, um die relevanten Informationen zu generieren und bereitzustellen.
energate: Wie funktioniert der "Hydex" genau?
Gelfort: Der Hydex ist im Moment noch kostenbasiert und bezieht sich auf die kurzfristigen Gestehungskosten von drei verschiedenen Technologien zur Herstellung von Wasserstoff, Elektrolyse, Dampfreformierung mit und ohne CO2-Speicherung. Insbesondere wollen wir die Preise bzw. Kosten von Wasserstoff aus unterschiedlichen Erzeugungstechnologien transparent machen. Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal ist die Art, wie mit CO2-Emissionen, die bei der Produktion entstehen, umgegangen wird. Beim grauen Wasserstoff werden CO2-Zertifikate beschafft, die dem ETS-Markt entnommen werden. Im Fall des blauen Wasserstoffs werden die bei der Produktion entstehenden CO-Emissionen aufgefangen und gespeichert und im Fall des grünen Wasserstoffs entsteht durch die Verwendung ausschließlich "grünen" Stroms - zumindest in der Energiebilanz - erst gar kein CO2. Die Unterschiede zwischen den Preisindizes können auch als "Spreads" dargestellt werden und bilden somit eine solide Basis für die Entwicklung von CfDs.
Wesentliche Kostentreiber von Wasserstoff sind die Strom- und Erdgaspreise als Inputkosten. Es zeigt sich bereits jetzt, dass aufgrund der Dynamik in den kurzfristigen Strom- und Gasmärkten grüner Wasserstoff in Zeiten von hoher Verfügbarkeit von Erneuerbarer Energie und niedriger Stromnachfrage bei den Gestehungskosten konkurrenzfähig sein kann.
energate: Noch ist der "Hydex" rein kostenbasiert. Wann rechnen Sie damit, dass Wasserstoff zu einem tatsächlich gehandelten Gut wird?
Gelfort: Wir sehen, dass Wasserstoff auf lokaler und regionaler Ebene bereits gehandelt wird. Unser Index soll gerade auch auf der Nachfrageseite Vertrauen schaffen, dass die Preise für die unterschiedlichen Wasserstoffarten belastbar abgeschätzt werden können. Über die nächsten Monate werden wir mit den relevanten Markteilnehmern Gespräche führen, um schrittweise Preisangaben von konkreten Transaktionen mit im Index zu berücksichtigen. Wir denken auch darüber nach, den Preisindex für andere Länder zu veröffentlichen.
Aber es sind noch eine Reihe von Fragen offen, die wir im Laufe der Zeit weiterentwickeln müssen. So streben wir einen deutschlandweiten Index an, um die erforderliche Liquidität sicherzustellen. Da eine ausreichende Infrastruktur noch nicht zur Verfügung steht, müssen wir beantworten, ob und wie der physische Austausch, d.h. die Logistik-Kosten, im Index abgebildet werden. Ebenfalls wird zur Zeit an der Entwicklung von Wasserstoff Herkunftszertifikaten gearbeitet. Sollten diese Herkunftszertifikate handelbar sein, sind diese ebenfalls adäquat zu berücksichtigen. Wir hoffen, dass wir durch den Hydex dem Markt ein sinnvolles und nützliches Instrument zur Verfügung stellen können. Den Index werden wir dann zusammen mit den Marktteilnehmern im Laufe der Zeit weiterentwickeln.
Die Fragen stellte Karsten Wiedemann, energate-Büro Berlin.
Den Wasserstoff-Index "Hydex" finden Sie unter diesem
Link.