Wien (energate) - Freude und Erleichterung herrscht bei der APG und quer durch die Interessensverbände der heimischen Energiewirtschaft zum Vorliegen des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes (EAG). Dazwischen mischen sich aber auch skeptische Töne, ob angesichts der Verspätung der Zeitplan zu halten sei. Die Industrie mahnt, Themen wie Kosten und die Gefahr eines Blackouts im Auge zu behalten. Dagegen sei das neue Paket zur industriellen Nutzung von Wasserstoff "uneingeschränkt positiv" zu sehen, so Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung.
Die APG unterstütze das nun vorgelegte Gesetz (energate berichtete) "voll und ganz", heißt es etwa im Vorstand des Übertragungsnetzbetreibers. Der Ausbau könne jedoch nur zusammen mit starken Stromnetzen gelingen, da Erneuerbare großteils im Osten des Landes erzeugt werden, große Pumpspeicher jedoch vor allem im Westen stehen und große Verbraucherzentren, etwa in der Industrie, im ganzen Land verteilt seien. "Schaffen wir die Rahmenbedingungen für den Netzausbau nicht, steht nicht nur die Energiewende auf dem Spiel, sondern auch die sichere Stromversorgung Österreichs", so technischer Vorstand Gerhard Christiner. Nötig sei auch eine "gesamtsystemische Planung" sowie der Ausbau aller verfügbaren Flexibilitäten in der Erzeugung und im Verbrauch. Wichtig dabei seien auch digitale Plattformen. Die APG werde jedenfalls allein heuer 360 Mio. Euro in den Ausbau der Netze investieren (energate berichtete), so Finanzvorstand Thomas Karall.
PV Austria: "Kein Spielraum für weiteres Zögern"
Das EAG sei schon lange überfällig und werde nun auf "Stolpersteine" geprüft, so die Reaktion von Herbert Paierl, Chef von PV Austria. Wie berichtet sieht die Novelle bei der Photovoltaik mit elf TWh den größten Zubau vor. Das lasse "absolut keinen Spielraum für weiteres Zögern" zu, so Paierl weiter. Nach Angaben der Interessensvertretung liegen aktuell rund 6.000 fertig entwickelte und genehmigte PV-Projekte vor, die wegen des fehlenden EAG nicht umgesetzt werden können (energate berichtete). Paierl appellierte in dem Zusammenhang an "Engagement und Vernunft der Oppositionsparteien", deren Zustimmung im Nationalrat bei diesem Gesetz notwendig ist.
Auch bei der IG Windkraft zeigte sich Geschäftsführer Stefan Moidl erfreut über die Vorlage des EAG und betonte, er hoffe jetzt auf eine "konstruktive Diskussion im Parlament". Die heimische Windkraftbranche gehe "schon ins zweite Jahr ohne Fördermöglichkeit für neue Projekte" (energate berichtete). Für das Erreichen des im EAG vorgesehenen Ausbaus der Windkraft um zehn TWh müssen laut der Branchenvertretung in den nächsten neun Jahren jährlich 120 Windräder mit einer Leistung von 500 MW errichtet werden. Die Branche sei bereit, 6,8 Mrd. Euro zu investieren und damit auch tausende Arbeitsplätze zu schaffen.
Erleichterung bei EEÖ, IG Holzkraft und Biogasverband
"Das Warten hat ein Ende", sagte dazu Christoph Wagner, Präsident von Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ). Der Dachverband hoffe nun auf eine zügige Behandlung der Novelle im Parlament. Es werde aber wohl schon vor dem Inkrafttreten einen "zeitnahen Termin" für einen Wirtschaftsausschuss brauchen. Dieses Gremium soll nach Plänen der Regierung über das Budget des EAG und etwaige Überschreitungen entscheiden. "Eine ganze Branche hält gespannt den Atem an", meinte auch Hans-Christian Kirchmeier, Chef IG Holzkraft, beim Blick auf den nun anstehenden parlamentarischen Prozess. Die Vorlage des EAG sei "ein erster Hoffnungsschimmer" für die Kraftwerkbetreiber seiner Branche, "die schon seit 2017 auf eine neue Ökostromregelung warten". Zuletzt mussten etliche Biomasse-Kraftwerke in Österreich vom Netz gehen, weil frühere Fördertarife ersatzlos ausgelaufen sind (energate berichtete). Der Kompost & Biogas Verband hob positiv hervor, dass im EAG neben der Kennzeichnung für grünes Gas auch eine Investitionsförderung für die Umstellung von der Verstromung auf die Gaseinspeisung vorgesehen ist.
Freude und Kritik bei Kleinwasserkraft Österreich
"Sehr erfreut" gibt man sich auch beim Verband Kleinwasserkraft Österreich: "Endlich konnte beim EAG die Blockade beendet werden", so die Reaktion des Geschäftsführers Paul Ablinger. Gerade bei der "sehr langlebigen und investitionsintensiven Kleinwasserkraft" seien stabile Rahmenbedingungen unabdingbar. Daher sei insbesondere zu begrüßen, dass nun auch für die Revitalisierung von Kleinwasserkraftwerken Marktprämien vorgesehen sind. "Dies war eine der zentralen Forderungen der Interessenvertretung während der Begutachtungsphase", so Ablinger weiter. Unverständlich sei dagegen, dass für Anlagen, die von Behörden bereits bewilligt worden sind, eine weitere Überprüfung geplant sei. /pm