Köln (energate) - Das verschärfte Klimaziel der EU sorgt für einen marktgetriebenen Kohleausstieg schon vor der politischen Zielmarke 2038. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des Energiewirtschaftlichen Institut (Ewi) der Universität Köln. Demnach werden die meisten Steinkohlekraftwerke marktgetrieben noch vor 2030 vom Netz gehen. 2030 werde die Steinkohle dann nur noch einen Beitrag von 4 Mrd. kWh zur Stromerzeugung leisten. Im Jahr 2019 steuerte sie mit 52 Mrd. kWh noch mehr als das Zehnfache bei. Auch die Braunkohle spielt nach 2030 "nur noch eine untergeordnete Rolle", heißt es in der Analyse. Deren Erzeugungsmengen könnten bis 2030 auf 32 Mrd. kWh und bis 2035 auf 8 Mrd. kWh sinken (2019: 108 Mrd. kWh).
Auslastung von Gaskraftwerken steigt kurzfristig an
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Grund für die Verschiebung sind vor allem steigende CO2-Preise im europäischen Zertifikatehandel. Die Studie geht davon aus, dass sich die Emissionszertifikate aufgrund der verschärften Klimaziele bis 2030 auf rund 61 Euro pro Tonne verteuern werden. Bis 2038 steigt der Preis dann auf rund 85 Euro pro Tonne, was gegenüber dem jetzigen Preisniveau in etwa einer Verdopplung entspricht. Als Folge steigt auch der durchschnittliche Großhandelsstrompreis kontinuierlich auf bis zu 59 Euro/MWh im Jahr 2030. Zugleich schieben sich in der Merit-Order die Gaskraftwerke vor die Kohle. So steigt die Auslastung von Gaskraftwerken bereits ab 2023 deutlich an und liegt dann kontinuierlich über der von Kohlekraftwerken. Für 2033 modelliert die Analyse eine Stromerzeugung durch Gaskraftwerke von 172 Mrd. kWh (2019: 89 Mrd. kWh).
Vor dem Hintergrund geht die Studie davon aus, dass es zu einem Zubau von effizienten GuD-Kraftwerken kommen wird, um die Nachfrage zu decken. Allein bis 2023 könnten marktgetrieben 3.000 MW neuer Gaskapazitäten hinzukommen, erläuterte Studienautor Michael Wiedmann. Bis 2038 soll die Gesamtkapazität von Gaskraftwerken von derzeit 24.000 MW auf dann 35.000 MW zunehmen. Die Verschiebungen im Strommarkt führen nebenbei dazu, dass die deutsche Energiewirtschaft ihr sektorales Klimaziel bis 2030 deutlich unterschreiten wird. In der Modellrechnung beläuft sich der CO2-Ausstoß im Jahr 2030 auf 156 Mio. Tonnen. Das im Klimaschutzgesetz festgelegte Sektorziel für die Energiewirtschaft liegt hingegen bei 175 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent. Schon das Sektorziel für 2020 hat die Energiewirtschaft als einziger Sektor deutlich unterschritten (energate berichtete). /rb