Berlin/Bonn (energate) - Die Marktraumumstellung von L-Gas auf H-Gas befindet sich insgesamt auf einem sehr guten Weg. Diesen Eindruck vermittelten alle Vortragenden beim fünften "Forum Marktraumumstellung" der Bundesnetzagentur, das online stattfand. Gleich zu Beginn der Veranstaltung betonte Achim Zerres, Abteilungsleiter Energie der Regulierungsbehörde, die Umstellung funktioniere sehr gut. Diese Einschätzung sei angesichts der Aufregungen von vor einem Jahr nicht selbstverständlich. Während des ersten Lockdowns im März 2020 kam es zu Verzögerungen im Umstellungsprozess, unter anderem weil der notwendige Zugang zu den Wohnungen nicht mehr gesichert war. Damals wurde über mögliche Verschiebungen des Umstellungsprozesses diskutiert. Die Arbeiten liefen allerdings schnell wieder im normalen Turnus weiter.
Keine coronabedingten Verbraucherbeschwerden
Frank Dietzsch, beim DVGW für die Marktraumumstellung verantwortlich, zeigte dazu statistische Auswertungen. Im März 2020 war die Quote der coronabedingt nicht erfüllten Arbeiten auf sieben Prozent gestiegen. Sie fiel schnell wieder stark ab. Auch während des zweiten und dritten Lockdowns lag die Quote nahe null. Christina Walraf, Referentin Energiemarkt der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, sagte, sie sei überrascht gewesen, dass es keine Verbraucherbeschwerden gegen die Marktraumumstellung gab, die auf Corona zurückzuführen waren. Insgesamt sei die Zahl der Beschwerden gering, Schwerpunkt der Beschwerden sind nicht anpassbare Geräte.
"Eigentlich sind alle Geräte anpassbar"
Steffen Pütz, Leiter Marktraumumstellung bei der Rheinischen Netzgesellschaft nannte in seinem Erfahrungsbericht ebenfalls die Geräteanpassung als eine zentrale Herausforderung. "Eine eindeutige Bewertung, ob Geräte anpassbar sind, wird zwar gefordert, ist aber nicht möglich, da eigentlich jedes Gerät anpassbar ist", sagte er. Zu Beginn des Umstellungsprozesses habe die Netzgesellschaft auf Basis der DVGW-Datenbank und der Herstellerangaben häufig Geräte eindeutig als nicht anpassbar erklärt. Dies habe zu Kundenbeschwerden geführt. Eine Verlagerung der Verantwortung auf die Kunden, wenn diese feststellten, dass eine Anpassung doch möglich sei, führe auch zu Problemen. Die Erklärungen zur Übernahme der Verantwortung, die die Verbraucher dann leisten müssen, seien oft schwer verständlich, bestätigte Walraf.
2021 wird die Plateauphase erreicht
2021 stellt aus Sicht der Fernleitungsnetzbetreiber (FNB) eine besondere Herausforderung dar. Mit 570.000 Geräten, eine Steigerung von 45 Prozent gegenüber 2020, wird die Plateauphase erreicht. Zudem, so erläuterte Frank Harlacher von Open Grid Europe (OGE) für die FNB, wird mit geschätzt rund 32 TWh die höchste umzustellende Jahresmenge erreicht. Bis 2026 ist der Umstellungsprozess weitgehend durchgeplant. Für diesen Zeitraum bestehen auch keine Spielräume für Verschiebungen. Anpassungen haben die FNB aber am Ende des Umstellungsprozesses vorgenommen. Die bisherigen Planungen sahen vor, dass 2030 noch L-Gas-Bereiche mit rund 390.000 Geräten vor allem im Raum Salzgitter im Nowega-Netzgebiet verbleiben. Diese Geräte sollen jetzt weitgehend 2028 bis 2030 umgestellt werden. Nach 2030 werden dann noch 10.000 L-Gas-Geräte übrig bleiben.
Mit dem Beginn der Hochphase erreicht die Marktraumumstellung nun auch die Speicher. Andreas Kost, Leiter Regulierungsmanagement von Storengy Deutschland, berichtete von der Umstellung des Speicher Lesums (bei Bremen). Bilanziell wird der Speicher zum 1. April von L-Gas auf H-Gas umgestellt. Die technische Umstellung erfolgt Ende Juni. Der physische Abwicklungsprozess der Umstellung des Speichers sei durchaus komplex, wie Kost deutlich machte. /hl