Wien (energate) - Der Kostendruck auf die heimische PV-Branche steigt. Neben der europäischen Konkurrenz und den steigenden Rohstoffpreisen sind es vor allem die netzseitigen Anforderungen an PV-Projekte, die den Unternehmen zu schaffen machen. Allein die Netzzugangskosten würden bei einer 250 kW Anlage rund zehn Prozent der Gesamtkosten betragen, rechnete Ingram Eusch vom Bundesverband Photovoltaik Austria (PVA) im Rahmen einer Expertenrunde des PV-Kongresses vor. Werden die Kosten für den Netzausbau, zum Beispiel den Bau neuer Trafos hinzugerechnet, würden sich die Kosten sogar auf bis zu 20 Prozent pro Anlage erhöhen.
Entscheidend sei daher, die Kostensteigerungen in einem Rahmen zu halten, um PV-Anlagen weiterhin rentabel betreiben zu können und die erneuerbaren Ausbauziele nicht zu gefährden. Ein Ansatz, die steigende Belastung zu reduzieren, sei, die Netzkosten im Rahmen der Investitionsförderung zu berücksichtigen und anrechenbar zu machen, betonte Eusch. Zudem müsse ein Qualitätsstandard eingeführt werden, der für alle am Markt Beteiligten gleichermaßen Gültigkeit habe. Den im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) vorgesehenen Wegfall der Marktprämien bei negativen Marktpreisen sieht der PVA-Experte derzeit noch als unproblematisch. Mit der Zunahme des Solarstroms an der Gesamterzeugung und dem Bau größerer PV-Anlagen könne dies aber zukünftig zu Schwierigkeiten führen.
Sozialisierung der Ausbaukosten
Um den Strom von erneuerbaren Energieträgern in das Netz einzuspeisen, sei ein Netzausbau auf allen Netzebenen dringend erforderlich, sagt Franz Strempfl von der Energienetze Steiermark. 18 Mrd. Euro an Netzinvestitionen seien notwendig, damit das österreichische Ausbauziel von 27 TWh erneuerbare Einspeisung bis zum Jahr 2030 zu erreichen sei. Rund zehn Mrd. Euro hiervon hätten auch ohne Energiewende zur Instandhaltung der Netze investiert werden müssen, so Strempfl. Die entscheidende Frage sei nun, wer die verbleibenden Kosten von zirka acht Mrd. Euro finanziere. Das aktuell vorherrschende Verursacherprinzip sei dabei für die erneuerbaren Ausbauziele nicht förderlich, so der Netzexperte.
Bei der Sozialisierung der Kosten würden die Tarife für Haushaltskunden um rund 30 Prozent oder 4 bis 5 Euro pro Monat steigen. Letztlich sei die Kostenaufteilung aber eine politische Entscheidung. Wolle die Politik jedoch an dem Ausbauziel von elf TWh für PV festhalten, käme sie an einer Sozialisierung der Kosten nicht vorbei, ist Strempfl überzeugt. Die Pauschalisierung von Netzzugangskosten im EAG, hält er trotz einiger noch offener Punkte für grundsätzlich sinnvoll. Wichtig sei, dass das Gesetz möglichst rasch beschlossen werde, um die Planbarkeit für alle Beteiligten zu gewährleisten.
Neue Netztarifstruktur soll netzdienliches Verhalten fördern
Die Anpassung der Netztarifstruktur werde bei den Kunden zu Kostenverschiebungen führen, sagte Karin Emberger von der Regulierungsbehörde E-Control. Vor allem die bisher stärker belasteten Kleinkunden, die weniger verbrauchen, werden künftig entlastet. Es werde aber nicht zu massiven Verschiebungen kommen. Im Bereich der E-Mobilität werde es für langsame Ladevorgänge zu keiner Kostenerhöhung, sondern durch den Wegfall des Netzbereitstellungentgelts eher zu einer Ersparnis kommen. Möchte der Kunde jedoch schneller Laden, so sind auch Mehrkosten möglich, so die Regulierungsexpertin. Es seien aber auch flexible Tarifoptionen vorgesehen, die unterbrech- und regelbar seien. Wenn das Netz es hergebe, könne der Kunde dann auch eine Mehrleistung zu einem günstigeren Preis abrufen. Wichtig sei das netzdienliche Verhalten, so Emberger. /af