Leipzig (energate) - Die Börse European Energy Exchange (EEX) verantwortet ab Oktober den nationalen Emissionshandel. Das Umweltbundesamt (Uba) erteilte der EEX bereits am 15. März den Zuschlag, wie die Behörde erst jetzt mitteilte. Das Mandat der EEX umfasst demnach den Verkauf der Emissionszertifikate während der Festpreisphase bis einschließlich 2025. Der erste Verkaufstermin ist "für Oktober 2021" vorgesehen. Pro erworbenem Zertifikat soll ein Transaktionsentgelt in Höhe von 0,0049 Euro - inklusive Mehrwertsteuer von 0,0058 Euro - anfallen. Fixe Entgelte oder Gebühren wird es nicht geben.
In der Energiebranche war der Zuschlag an die Leipziger Börse erwartet worden. Die EEX habe ein "wettbewerbsfähiges Angebot" abgegeben, sagte eine Unternehmenssprecherin auf energate-Nachfrage zur Höhe des jetzt veröffentlichten Transaktionsentgelts. Angesprochen auf die zeitliche Befristung des Mandats sagte sie, die EEX habe ein langfristiges Interesse daran, den Weg Deutschlands zu mehr Klimaschutz zu unterstützen. Eine Verstärkung des Personals ist darüber hinaus aktuell nicht geplant. "Ob und in welchem Umfang weitere Ressourcen notwendig werden, wird sich zeigen", so die Sprecherin. Die EEX verfüge über jahrelange Erfahrung im Bereich des europäischen Emissionshandels mit mehr als 2.000 Auktionen und sieht sich auch für den nationalen Emissionshandel gut aufgestellt.
"Mindestens" zwei Auktionen pro Woche
Der Preis pro Tonne CO2 liegt zum Start bekanntermaßen bei 25 Euro und soll bis zum Jahr 2025 auf 55 Euro ansteigen. Ab 2026 sollen sich der Preis dann in Auktionen bilden, wobei ein Korridor zwischen 55 Euro und 65 Euro pro Tonne CO2 vorgesehen ist (
energate berichtete).
Der künftige Handel mit den neuen CO2-Zertifikaten für die Sektoren Wärme und Verkehr an der EEX ist klar geregelt: So sollen zwischen Oktober und Dezember "mindestens" zwei Mal pro Woche Zertifikate des Jahres 2021 angeboten werden. Die EEX muss sämtliche Verkaufstermine für das laufende Jahr wenigstens sechs Wochen vor Verkaufsstart veröffentlichen - je nach tatsächlichem Startdatum im Oktober also im August oder September. Die Termine des Jahres 2022 sowie Termine zum begrenzten Nachkauf von Emissionszertifikaten des Jahres 2021 muss die Börse "rechtzeitig" zum Jahresende bekanntgegeben.
Die Handelsteilnehmer - also Inverkehrbringer von Brennstoffen, wie etwa Gaslieferanten oder Mineralölunternehmen - sollen während der einzelnen Verkaufstermine ein Zeitfenster von sechs Stunden bekommen, um ihre Kaufaufträge zu übermitteln. Die Menge an Zertifikaten, die ein Teilnehmer kaufen kann, ist zu Beginn nicht limitiert. Das heißt, Zertifikate für 2021 zum Preis von 25 Euro/Tonne CO2 können im selben Jahr unbegrenzt gekauft werden. Im nächsten Jahr dürfen laut BEGH noch zehn Prozent der Mengen nachgekauft oder wieder abgestoßen werden, wenn beispielsweise Gaslieferanten bei Temperaturprognosen falsch lagen.
Zulassungen wohl ab September möglich
Die kostenlose Zulassung zum Kauf an der EEX soll voraussichtlich ab September möglich sein. Die Zulassungsbedingungen werde die EEX "rechtzeitig und transparent" auf ihrer Website veröffentlichen. Neben der direkten Teilnahme bestehe die Möglichkeit, Zertifikate über einen anderen zugelassenen Teilnehmer zu erwerben - das können beispielsweise Handelsgesellschaften oder Stadtwerkekooperationen sein. Erstmals über ihre Emissionen des Jahres 2021 berichten müssen Teilnehmer bis zum 31. Juli 2022. Zwei Monate später, das heißt zum 30. September 2022, müssen sie im Emissionshandelsregister der Deutschen Emissionshandelsstelle Zertifikate für das Berichtsjahr 2021 abgeben.
Die Bundesregierung will mit dem nationalen Emissionshandel den CO2-Ausstoß in den Bereichen Wärme und Verkehr senken. Diese sind nicht, wie zum Beispiel der Energiesektor, vom europäischen Emissionshandel erfasst. Bis 2022 sind zunächst Benzin, Diesel, Heizöl, Flüssiggas und Erdgas davon betroffen, weitere Brennstoffe sollen folgen. Das Uba als zuständige Stelle für den Vollzug des nationalen Emissionshandels hatte den Auftrag zuvor europaweit ausgeschrieben. Präsident Dirk Messner sieht in dem Handel eine zentrale Maßnahme des Klimaschutzprogramms 2030. Der Zuschlag an die EEX sei ein wichtiger Meilenstein in der Umsetzung dieses Instruments, so Messner. /dz