Berlin (energate) - Das Bundeswirtschaftsministerium will rein nationale Wasserstoffprojekte mit zusätzlichen Investitionszuschüssen fördern. Verfügbar sein könnten diese ab 2022, wie aus einem Konzeptpapier zur Finanzierung der Wasserstoffinfrastruktur hervorgeht, das energate vorliegt. Darin beschreibt das Wirtschaftsministerium die weiteren Schritte beim Aufbau der Wasserstoffinfrastruktur. Die neue Förderrichtlinie für nationale Projekte wird demnach aktuell erarbeitet. Wie hoch sie ausfallen wird, ist dem Papier nicht zu entnehmen. Angesichts des angedachten Volumens müsse die Maßnahme aber bei der EU-Kommission notifiziert werden, heißt es darin.
Adressaten des Papiers sind die Bundesländer und Verbände. Das Haus von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) erläutert damit nicht zuletzt noch einmal seine Position bei der Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes (energate berichtete). Diese setzt zunächst auf eine getrennte Regulierung von Gas- und Wasserstoffnetzen. In der ersten Phase des Markthochlaufs habe das Entstehen einer ersten Wasserstoff-Netzausbaustufe im Rahmen integrierter Projekte, also Konsortien aus Erzeugern, Anwendern und Infrastrukturbetreibern, Priorität, heißt es in dem Papier. "Infrastruktur soll in der ersten Phase zielgerichtet den konkreten Bedarf erster Anwender abdecken." Über Investitionskostenzuschüsse können Finanzierungslücken verringert werden. Die geforderte Infrastruktur soll dabei ausbau- und anschlussfähig gestaltet werden. Über die Startnetze "können Grundsteine eines zukünftigen Wasserstoffnetzes gelegt werden", schreibt das Ministerium weiter.
Bei der Förderung der Infrastruktur setzt das Wirtschaftsressort vor allem auf die IPCEI-Vorhaben für Wasserstoff, die Ausnahmen vom beihilferechtlichen Rahmen zulassen (energate berichtete). Bis Sommer 2021 will das Wirtschaftsministerium aus der Liste der eingereichten Projekte eine Auswahl bei der EU-Kommission zur Prä-Notifizierung anmelden. Die Genehmigung durch die Kommission könnte dann bis Ende des Jahres erfolgen, was einen Start der Projekte Anfang 2022 ermöglichen würde. Erste Auswertungen zeigten, so das Ministerium, dass die gemeldete Vorhaben einen "wesentlichen Anteil der Ausbaupotentiale an H2-Infrastrukturen bis 2030 abbilden könnten, wie sie in der Grüngasvariante des Netzentwicklungsplans gemeldet wurden". Weiterer Baustein der ersten Phase soll die erwähnte nationale Förderrichtlinie sein.
Wirtschaftlichkeitslücke zu grauem Wasserstoff
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Das Bundeswirtschaftsministerium stellt in dem Papier zudem fest, dass derzeit weder "blauer" noch "grüner" Wasserstoff wirtschaftliche Alternativen zu "grauem" H2 oder sonstigen fossilen Energieträgern darstellen. Dies liege an den hohen Erzeugungskosten. Der leitungsgebundene Transport von Wasserstoff innerhalb Deutschlands werde dabei nur einen Bruchteil der Bereitstellungskosten ausmachen, heißt es in dem Papier weiter. Das Ziel sei hier ein Anteil von weniger als zehn Prozent. "Ergänzend zur Förderung sind daher verbesserte Rahmenbedingungen für die H2-Erzeugung und - Anwendung entscheidend", so das Wirtschaftsressort. Die Befreiung des Elektrolysestroms von der EEG-Umlage sei dabei ein erster Schritt. Für bestimmte Anwendungen werde aber selbst das Zusammenwirken von Investitionszuschüssen und regulatorischen Rahmenbedingungen für eine Darstellung der Gesamtwirtschaftlichkeit noch nicht ausreichen. Für energieintensive Industrien würden daher Förderinstrumente wie Contracts for Difference (CfD) erwogen. Deren Einführung ist in der Nationalen Wasserstoffstrategie bereits vorgesehen.
Netze zusammendenken
Das Wirtschaftsministerium blickt zudem über die Startphase beim Wasserstoff hinaus. Parallel zur Umsetzung erster integrierter Wasserstoffprojekte müsse der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft für alle nachfragenden Branchen in Angriff genommen werden. "Dazu ist es essentiell, die Energieinfrastrukturen gemeinsam zu denken, zu planen und auch zu finanzieren." Dies sei Gegenstand einer integrierten Betrachtung, an deren Ende einheitliche beziehungsweise miteinander kommunizierende Wasserstoff- und Gasnetze stehen sollten, so das Wirtschaftsministerium. /kw