Frankfurt/Main (energate) - Der hessische Energieversorger Mainova hat das Coronajahr 2020 mit einem Rekordgewinn abgeschlossen. Das Unternehmen erzielte ein bereinigtes Ergebnis von 160 Mio. Euro - und damit 23 Prozent mehr als im Vorjahr. Insbesondere profitierte der Frankfurter Versorger von dem Verkauf seiner Anteile an der Gas-Union sowie die Auflösung der Risikovorsorge für das Gaskraftwerk Irsching 5. Beide Effekte hätten einen positiven Effekt auf die Mainova-Bilanz von jeweils rund 35 Mio. Euro, erläuterte der Vorstandsvorsitzende Constantin Alsheimer im Rahmen der Bilanzpressekonferenz. Mainova hielt bis zum Verkauf der Gas-Union an die VNG im vergangenen Jahr rund 34 Prozent der Anteile an der Gashandelsgesellschaft. Der bilanzielle Effekt von 35 Mio. Euro lasse keine Rückschlüsse auf den Erlös aus der Transaktion zu, betonte Alsheimer. Über den Kaufpreis hatten die Vertragsparteien seinerzeit Stillschweigen vereinbart (energate berichtete).
Irsching 5 seit Oktober wieder im Markt
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Die Risikovorsorge für den Kraftwerksblock Irsching 5, an dem Mainova eine Beteiligung von knapp 16 Prozent hält, hat der Versorger aufgelöst, da das Kraftwerk nach sieben Jahren in der Netzreserve inzwischen in den Markt zurückgekehrt ist. Die Betreiber hatten die Vermarktung der Kraftwerkskapazitäten zum 1. Oktober 2020 wieder aufgenommen (energate berichtete). "Wir haben immer gesagt, dass wir noch viel Freude an dem Kraftwerk haben werden, und das ist ein Stück weit eingetreten", sah sich Mainova-Chef Alsheimer bestätigt. Durch den Sondereffekt verbesserte sich das Ergebnis im Segment Erzeugung und Fernwärme deutlich, obwohl das Fernwärmegeschäft witterungsbedingt rückläufig war. Das Ergebnis stieg um drei Viertel auf knapp 56 Mio. Euro.
Zugleich hatte der Frankfurter Versorger auch mit negativen Effekten zu kämpfen - wenn auch in geringerem Maßstab. Die Coronakrise etwa belastete die Mainova mit insgesamt 10 Mio. Euro, wobei die Rückgänge insbesondere im Vertriebsgeschäft anfielen. So sank das Ergebnis in der Stromversorgung um 34 Prozent auf 6,3 Mio. Euro. Auch in der Gasversorgung sank das Ergebnis - auf 40,4 Mio. Euro (-12 %). Diese Entwicklung sei jedoch mehr auf die milde Witterung zurückzuführen als auf die Coronakrise, wie Alsheimer ausführte. Positiv entwickelte sich derweil das Geschäftsfeld der erneuerbaren Energien, das 9,6 Mio. Euro (+81 %) zum Ergebnis beitrug. Hier profitierte die Mainova vor allem vom Ausbau des Windkraftportfolios im vergangenen Jahr (energate berichtete).
Lorawan, E-Mobilität und Rechenzentren
Bei der Bilanzpräsentation umriss Vorstandschef Alsheimer auch die Wachstumsfelder des Frankfurter Versorgers. Ein Investitionsschwerpunkt soll in den kommenden Jahren der Ausbau des Frankfurter Stromnetzes darstellen, in den die Mainova bis 2025 rund 1 Mrd. Euro investieren möchte. Wachsen will das Unternehmen zudem in den jungen Geschäftsfeldern Smart City, insbesondere mit Lorawan-Funknetzen, Elektromobilität - über das Tochterunternehmen Chargemaker - und bei Dienstleistungen für Rechenzentren - über die neue Tochter Mainova Webhouse.
Alsheimer bekräftigte zugleich seine Kritik an der Transaktion von RWE und Eon, in der beide Konzerne die Wertschöpfungskette im Energiemarkt untereinander aufgeteilt haben. Er verwies insbesondere auf die "marktdominierende Stellung" des Eon-Konzerns im Vertriebsgeschäft. Über die zahlreichen Regionalgesellschaften trete Eon auf zwei Dritteln der bundesweiten Flächen als Grundversorger auf, führte Alsheimer aus. Zudem erinnerte er an die gesellschaftsrechtliche Verflechtung von RWE und Eon, die insbesondere den Wettbewerb im zukunftsträchtigen PPA-Geschäft gefährden könnte. Denn hier biete sich beiden Unternehmen ein Feld für Kooperationen, mit dem Ökostrommengen dem freien Wettbewerb entzogen werden könnten, warnte Alsheimer. Die Mainova gehört zu einem Bündnis von vornehmlich kommunalen Energieversorgern, die in inzwischen mehreren Verfahren gegen die EU-Genehmigung des Eon-RWE-Deals gerichtlich vorgehen. /rb