Berlin (energate) - Die geplante getrennte Regulierung von Wasserstoff- und Gasnetzen sorgt weiter für Diskussionen. Während Netzbetreiber für einem integrierten Ansatz werben, warnen Verbraucherschützer vor unnötigen Kosten für die Energiekunden. Dies wurde bei einer Anhörung zur geplanten Regulierung von Wasserstoffnetzen im Energiewirtschaftsgesetz im Wirtschaftsausschuss des Bundestages deutlich. Die Bundesregierung hatte sich in der Novelle für eine getrennte Regulierung von Gas- und Wasserstoffnetzen entschieden (energate berichtete). Sie verweist dabei unter anderem auf europarechtliche Vorgaben, die eine Quersubventionierung nicht zuließen. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) unterstützt diesen Ansatz. "Die Finanzierung der Wasserstoffnetze darf nur von den tatsächlichen Nutzern getragen werden, nicht aber von allen Erdgaskunden", sagte Thomas Engelke, Teamleiter Energie beim VZBV. Der Grund: Angesichts der perspektivisch weiter knappen Mengen von grünem Wasserstoff werde die breite Masse der Bevölkerung diesen erst einmal gar nicht nutzen können. Engelke plädierte zudem für eine realistische Analyse der Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff. Angesichts der begrenzten Mengen an Grünstrom blieben auch die möglichen Kapazitäten für die Wasserstoffproduktion knapp.
Ähnlich äußerte sich Carolin Dähling von Greenpeace Energy. Sie forderte, den Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur vom Ausbau der erneuerbaren Energien abhängig zu machen. Sie warnte davor, Wasserstoff großflächig in allen Sektoren zur Dekarbonisierung einzusetzen. "Wasserstoff kann die Wärmewende nicht ersetzen", so Dähling. Auch Robert Busch, Geschäftsführer des Bundesverbandes Neue Energiewirtschaft (BNE), sprach sich gegen eine Beimischung von Wasserstoff in Erdgasnetze aus. "Er ist zu schade, um ihn einfach mitzuverbrennen." Wasserstoff sei zudem nicht dafür da, den Gasnetzen ein zweites Leben einzuhauchen.
DVGW: EnWG führt in Sackgasse
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Dagegen votierten Vertreter der Netzbetreiber ganz klar für eine gemeinsame Regulierung von Gas- und Wasserstoffnetzen. Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW), betonte, 80 Prozent der verbrauchten Energien seien Moleküle und nicht Elektronen. Es sei daher notwendig, das gesamte Gasnetz auf Wasserstoff umzustellen. Der Entwurf der EnWG-Novelle bleibe dabei deutlich hinter den Möglichkeiten zurück und führe in eine Sackgasse. "Es ist eher eine Förderung von Einzelleitungen", so Linke.
Thomas Gößmann, Vorstandsvorsitzender der Thyssengas und Vorsitzender der Vereinigung der Fernleitungsnetzbetreiber Gas, betonte nach der Anhörung gegenüber energate, die EnWG-Novelle sei zwar ein Fortschritt für den Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur, "viele für einen schnellen und nachhaltigen Markhochlauf entscheidende Fragestellungen sind jedoch noch offen". Er hält eine einheitliche Netzregulierung von Gas und Wasserstoff für möglich, auch nach geltendem EU-Recht. Die Bundesregierung begründe ihre Ablehnung mit einem Verweis auf die EU-Erdgasbinnenmarktrichtlinie, in der nur von Erdgas die Rede ist. "Wenn man das so auslegt, dürften wir aber auch kein Biogas mehr transportieren", so Gößmann. Deutschland habe mit das größte Gasnetz in Europa. "Wer, wenn nicht wir, sollte bei dem Thema Regulierung von Wasserstoffnetzen also voran gehen?" Der Bundestag soll die EnWG-Novelle noch vor der Sommerpause beschließen. /kw