Düsseldorf (energate) - Das Land Nordrhein-Westfalen (NRW) unterstützt drei kommunale Geothermieprojekte mit insgesamt 1,5 Mio. Euro. Die Gewinner des vorausgegangenen Förderwettbewerbs "Wärme aus Tiefengeothermie für NRW" sind die beiden Cluster Düsseldorf-Duisburg und Düren-Kreuzau sowie die Stadt Straelen. Die Gelder sollen in den nächsten zwei Jahren in Machbarkeitsstudien zur Nutzung von Erdwärme in den entsprechenden Regionen fließen, teilte das Wirtschafts- und Energieministerium NRW mit. Wissenschaftliche Unterstützung erhalten die Projekte von der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie (IEG).
Einbindung in bestehende Wärmenetze wichtig
Die Resonanz auf den im vergangenen Herbst gestarteten Förderaufruf sei groß gewesen. Kriterium für die Auswahl der Projekte sei unter anderem die Einbettung in bestehende, kommunale Wärmekonzepte gewesen, hieß es. So verfügen die Ballungszentren Düsseldorf und Duisburg über große fossile Fernwärmenetze, für deren Umbau die Kommunen nun klimafreundliche Wärmequellen wie die Geothermie erschließen wollen. Die Voraussetzungen für die Nutzung von Erdwärme seien gut, denn vielversprechende thermalwasserführende geologische Schichten aus Kalkstein tauchten von einigen hundert Metern unter Düsseldorf bis über 4.000 Metern tief unter Duisburg ab, hieß es vom Fraunhofer IEG. Das Institut will im Rahmen des Projektes zudem die Nutzung von warmem Grubenwasser in stillgelegten Zechen prüfen. Das Vorhaben könnte damit Pilotcharakter für die gesamte Metropole Rhein-Ruhr bekommen.
Erdwärme für Industrie und Gartenbau
Die Stadt Düren und die Gemeinde Kreuzau wollen hingegen gemeinsam untersuchen, wie eine geothermische Wärmepipeline die örtliche Industrie mit hohem Wärmebedarf, also vor allem die Papierfabriken und die metallverarbeitenden Betriebe, verbinden kann. Die rücklaufende Wärme wollen die kommunalen Projektpartner nutzen, um Fernwärmekunden mit Temperaturen von 80 beziehungsweise 40 Grad Celsius zu versorgen. So könnten Industrien, die bisher Braunkohle aus dem nahen Tagebau verwenden, in Zukunft das über 150 Grad heiße Thermalwasser aus geologischen Strukturen in 4.000 Meter Tiefe unter Düren nutzen. Auch die Einbindung des Fraunhofer-Forschungskraftwerks im Nachbarort Weisweiler (energate berichtete) sei denkbar, hieß es. Die Gartenbaustadt Straelen am Niederrhein will sich wiederum für ihr Konzept an den Niederlanden orientieren und die aus einer Tiefe von 500 bis 1.500 Metern gewonnene Erdwärme zum Beheizen der Gewächshäuser nutzen.
Runder Tisch für Geothermie geplant
Aktuell nutzen die Nah- und Fernwärmenetze in NRW vor allem fossile Energiequellen. Dabei seien nicht nur in den ausgewählten Kommunen die Voraussetzungen für eine Einbindung von Erdwärme gut, betont Rolf Bracke, Leiter des Fraunhofer IEG. Auch Städte wie Aachen, Mönchengladbach, Kempen, Bochum, Münster oder Siegen hätten ähnlich günstige geologische Rahmenbedingungen. Um künftig den Wissensaustausch unter den Kommunen stärker zu fördern, möchte Bracke einen "Runden Tisch Tiefengeothermie.NRW" einrichten. Dabei soll es neben der geologischen Untergrunderkundung auch um Fragen der Netzintegration, der Kommunikation und Akzeptanzvermittlung gehen. /ml