Wien (energate) - Forschung und Entwicklung synthetischer Kraftstoffe steht im Mittelpunkt der neu gegründeten Vereinigung "eFuels Alliance Österreich". Gleichzeitig will der Verband auch auf politischer Ebene aktiv werden und nach eigenen Angaben einer "ideologiegetriebenen Verbotspolitik" entgegentreten. "Die Gründung und der Eintrag ins Vereinsregister haben bereits stattgefunden. Im Juni oder Juli nehmen wir offiziell die Arbeit auf", so Vorstand Jürgen Roth gegenüber energate.
Die Vereinigung ist der österreichische Ableger des europäischen Verbands "eFuel Alliance". Der österreichische Verband werde aber einen entscheidenden Schritt weitergehen, so Roth. Geplant ist demnach der Bau der größten Demonstrationsanlage für synthetische Kraftstoffe in Europa. Diese Anlage soll in zwei Jahren fertig sein und mit ausschließlich erneuerbaren Energien 500.000 Liter synthetische Kraftstoffe pro Jahr produzieren. Als Partner sei der Grazer Autozulieferer AVL an Bord. Es habe 13 Bewerbungen für den Standort dieser Anlage gegeben. Aktuell sei die Allianz in finalen Verhandlungen über einen konkreten Standort in Österreich.
Synthetische Kraftstoffe: "Besonders schnelle Effekte"
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Auch abgesehen von den Plänen zu dieser Anlage sei das Interesse im Vorfeld der Gründung überraschend groß gewesen, sagte Roth, der auch Obmann des Fachverbands Energiehandel in der Wirtschaftskammer ist und selbst ein Tankstellennetz betreibt. Mehr als hundert Unternehmen haben demnach bereits eine Mitgliedschaft beantragt, darunter angestammte Energieversorger und Energiehändler, aber auch Zementhersteller oder Betriebe der Autoindustrie. "Bei den Kenntnissen zur Entwicklung von synthetischen Kraftstoffen liegt Österreich im internationalen Spitzenfeld", erklärte Roth. "Wir wollen deshalb über die Chancen dieser Energieträger aufklären. Wir glauben, dass E-Fuels ein wichtiger Mosaikstein bei der Senkung von Abgasen im Verkehr sind. Denn sie bieten die Möglichkeit, besonders schnell etwas gegen den Klimawandel zu tun - noch schneller als mit der Brennstoffzelle und sogar noch schneller als mit Elektroautos." Die Allianz trete in keiner Weise gegen das Elektroauto oder die Brennstoffzelle auf, betonte Roth. "Aber mit synthetischen Kraftstoffen lässt sich die bestehende Infrastruktur eins zu eins nutzen, etwa bei Autoantrieben oder Schiffsantrieben."
Gleichzeitig will die Vereinigung auch auf politischer Ebene tätig werden und positioniert sich bereits jetzt gegen eine "Verbotskultur". Konkret nennt Roth in diesem Zusammenhang die von Bundesumweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) geplanten neuen Institutionen Klimarat, Klimabeirat und Klimakabinett. Im Energieministerium heißt es dazu, der Klimarat etwa solle aus 100 ausgewählten Bürgern sowie sie "begleitenden" Wissenschaftlern bestehen und Vorschläge für eine "noch progressivere Klimaschutzpolitik" ausarbeiten (energate berichtete). Roth sagte dazu: "Wir leben in einer Demokratie mit einem demokratisch gewählten Nationalrat und demokratisch legitimierten Strukturen. Ich bin nicht sicher, ob die geplanten Institutionen noch demokratischen Grundsätzen folgen oder bereits eine Gesetzgebung am Parlament vorbei vorbereiten." /pm