Essen/Berlin (energate) - Der Aufbau eigener Elektrolysekapazitäten in Deutschland ist ein wichtiger Teil der nationalen Wasserstoffstrategie. Auch wenn die Bundesrepublik künftig mit bis zu 80 Prozent einen großen Teil des benötigen Wasserstoffs importieren muss. Dies betonte Stefan Kaufmann (CDU), Innovationsbeauftragter der Bundesregierung für grünen Wasserstoff, beim diesjährigen, rein digitalen "Führungstreffen Energie" der E-world. Die geplanten Demonstrationsanlagen und Showcases seien sinnvoll. Denn: "Wir müssen zeigen, dass wir diese Anlagen bauen können", so Kaufmann. Hintergrund sei, dass die Bundesregierung für den Wasserstoffhochlauf quasi eine Doppelstrategie verfolge. "Wir wollen Wasserstoff importieren und unsere Technologie exportieren", erklärte der Wasserstoffbeauftragte.
"Nicht mehr abhängig von ein paar Opec-Staaten"
Dazu hat die Regierung mit zahlreichen potenziellen Lieferländern Gespräche aufgenommen, zuletzt mit Saudi-Arabien (energate berichtete). Aber auch andere Länder wie Australien bringen sich als Wasserstoffexporteure in Stellung. "Überall wo wir hingehen, nehmen wir die deutsche Industrie mit", so Kaufmann. In einer anhaltend hohen Energie-Importabhängigkeit sieht Kaufmann kein Problem. Ziel müsse aber eine Diversifizierung der Bezugsquellen sein. "Wir werden nicht mehr abhängig von ein paar Opec-Staaten und Russland sein." Dennoch werde die Bundesregierung auch künftig mit den etablierten Energiepartnern zusammenarbeiten, "die wir schon haben". Dies hatte auch zuletzt Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) bei der deutsch-russischen Rohstoffkonferenz betont (energate berichtete).
Kaufmann nimmt neue Kooperationen etwa mit Südafrika in den Blick. So sei ein Potenzialatlas für die dortige Wasserstofferzeugung in Arbeit. Große Möglichkeiten sieht Kaufmann auch in Namibia, unter anderem weil es dort einen großen Seehafen gibt. Ein großes Thema bei der Produktion von Wasserstoff in den südlichen Ländern sei die Wasserknappheit, räumte Kaufmann ein. "Deswegen gehen wir in Afrika mit einem anderen Ansatz in die Gespräche." So sei es ein Ziel solcher Energiepartnerschaften, die regionale Wertschöpfung vor Ort zu fördern. Hierzu seien bereits konkrete Forschungsprojekte vorgesehen, etwa mit Meerwasserentsalzungsanlagen sowie der Elektrolyse mit Salzwasser.
Auch Markt für bunten Wasserstoff vorhanden
Kaufmann sieht grundsätzlich auch einen Markt für andersfarbigen Wasserstoff in Deutschland. Dabei denkt er an blauen Wasserstoff aus Norwegen und den Niederlanden oder türkisen aus Russland. "Der Weltmarkt wird bunt sein", so der Wasserstoffbeauftragte des Bundes. Für einen schnellen Aufbau der Wasserstoffwirtschaft im Bundesgebiet sei dies nur zuträglich, denn auch mit Wasserstoff aus Erdgas ließen sich Infrastrukturen aufbauen und testen. Tempo sei wichtig. "Wir müssen aufpassen, dass wir jetzt den Drive nicht verlieren", so Kaufmann. Dies gelte auch für das Thema Netzregulierung. Über die Frage, ob es eine gemeinsame Regulierung von Erdgas- und Wasserstoffnetzen geben soll, wird in der Branche viel diskutiert. "Ich habe eine leichte Sympathie für eine gemeinsame Regulierung", sagte Kaufmann und schlug damit einen anderen Kurs als das Bundeswirtschaftsministerium. /ml