Berlin (energate) - Die weltweite Elektrolysekapazität könnte bis 2040 von heute 200 MW auf über 200.000 MW steigen. Das zeigt eine Analyse der Beratungsgesellschaft Aurora Energy Research, in der sie alle aktuell geplanten Projekte summiert. Sollten diese Projekte wie geplant in Betrieb gehen, könnten sie bis zu 32 Mio. Tonnen Wasserstoff pro Jahr produzieren, so die Berater. Das entspräche der Hälfte des heutigen Wasserstoffbedarfs. Weltweiter Spitzenreiter unter den Ländern ist demnach Deutschland mit 23 Prozent aller rund um den Globus in Planung befindlichen Elektrolyseprojekte.
Auf Europa entfallen insgesamt 85 Prozent der aktuell geplanten Vorhaben. Viele der Projekte befänden sich zwar noch in einer sehr frühen Konzeptphase. Aurora Energy Research hebt jedoch hervor, dass bis 2030 allein in Deutschland mehr als 9.000 MW in Betrieb gehen sollen. In den Niederlanden sollen es im gleichen Zeitraum 6.000 MW sein, in Großbritannien 4.000 MW. Weiter planten die meisten europäischen Projektierer, Windkraft zur Erzeugung von Wasserstoff zu nutzen, gefolgt von Solarenergie beziehungsweise von Netzstrom. Als Endverbraucher wird überwiegend die Industrie genannt, dahinter der Verkehrssektor.
Starke Leistungszunahme typischer Anlagen
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Die Berater erwarten, dass die Größe der Anlagen zunehmen wird. "Ein Zeichen dafür, dass die Technologie und die Lieferkette reifer werden." Beträgt die Leistung der meisten Elektrolyseure heute weniger als 10 MW, so "wird 2025 eine typische Anlage 100 bis 500 MW leisten". Bis 2030 könnten es dann 1.000 MW und mehr sein. In dieser Phase werde es groß angelegte Projekte in Ländern mit niedrigen Stromerzeugungskosten geben, die Wasserstoff für den Export produzieren. Anhand dieser Zahlen hält Aurora Energy die schnelle Entwicklung einer Wasserstoffinfrastruktur in den kommenden Jahren für "immer wahrscheinlicher". Auch förderten viele Regierungen den weiteren Ausbau: So strebe allein die EU bis 2030 eine Elektrolysekapazität von 40.000 MW an, 34.000 MW davon hätten die EU-Mitgliedsländer aktuell bereits zugesagt.
Schlüsselfaktoren Stromkosten und CO2-Bilanz
Neben ehrgeizigen Plänen gebe es allerdings auch noch erhebliche Hürden für einen Hochlauf, wie etwa mangelnde Richtlinien oder die Kostendiskrepanz zwischen der grünen Wasserstoffproduktion sowie der CO2-intensiven, die "vorerst" bestehen bleibe. Der Erfolg von grünem Wasserstoff werde von zwei Schlüsselfaktoren abhängen: den Stromkosten, die den größten Teil der Produktionskosten ausmachten, und der CO2-Bilanz, erklärte Aurora-Experte Hanns Koenig. Beim Preis für Strom aus dem Netz dürfte Frankreich bis 2040 am günstigsten sein. Bei der CO2-Intensität würden die Stromnetze in Norwegen, Schweden und Frankreich am besten abschneiden. "Nur in diesen Ländern werden mit Netzstrom betriebene Elektrolyseure wohl die relativ strengen Grenzwerte einhalten, die die EU bis 2030 für das Label 'nachhaltiger' Wasserstoff plant." Die Alternative zur Minderung des CO2-Fußabdrucks bestehe darin, sich vom Netz zu entkoppeln und direkt mit Grünstrom zu versorgen, "zum Beispiel über PPAs", führte Koenig aus. /dz