Wien (energate) - Die Förderung von Erdöl und Erdgas in Österreich ist 2020 deutlich zurückgegangen. Nach Daten der Geologischen Bundesanstalt hat es zudem weder bei Aufschlussbohrungen noch bei Produktionsbohrungen neue und wirtschaftlich nutzbare Funde gegeben. Die Förderung im Inland dominiert weiterhin die OMV. Auf die RAG (Rohöl-Aufsuchungs AG) entfällt nur knapp ein Zehntel der hierzulande geförderten Kohlenwasserstoffe. Mit der australischen Gesellschaft ADX Energy ist seit 2020 ein neuer, dritter Akteur an der Ausbeutung der österreichischen Vorkommen beteiligt. ADX hatte der RAG vor zwei Jahren die Ölfelder Zistersdorf und Gaiselberg in Niederösterreich inklusive den dazu gehörenden geologischen Daten abgekauft. Die Mehrheit an der RAG wiederum hält der niederösterreichische Versorger EVN, weiters sind an dieser Gesellschaft der deutsche Energiekonzern Uniper mit knapp einem Drittel sowie die Energie Steiermark und die Salzburg AG beteiligt.
Rückgang bei der RAG deutlich höher als bei der OMV
Die Erdölproduktion inklusive Flüssiggas (NGL) ist im Vorjahr im Inland um 5,2 Prozent auf 609.000 Tonnen gesunken, meldet die Geologische Bundesanstalt. Zum Vergleich: Österreichs Erdölimporte belaufen sich auf etwa 8,6 Mio. Tonnen pro Jahr. Von der im Vorjahr im Inland produzierten Menge entfallen 88,4 Prozent auf die OMV und 9,5 Prozent auf die RAG, der Rest auf ADX. Auffällig ist, dass bei der Erdölförderung der Rückgang bei der RAG mit über 25 Prozent sehr viel stärker war als bei der OMV mit knapp fünf Prozent. Beide Unternehmen sind traditionell in unterschiedlichen Regionen aktiv. So betreibt die OMV Bohrlöcher vor allem im Wiener Becken, aus dem knapp 544.000 Tonnen des im Vorjahr geförderten Erdöls stammen. Die RAG und ADX sind vor allem in der sogenannten Molassezone aktiv, die sich über Niederösterreich, Oberösterreich und Salzburg erstreckt. Aus dieser Region stammten 66.000 Tonnen des Rohstoffs.
Ein ähnliches Bild auch bei der Aufbringung von Erdgas inklusive Erdölgas, die hierzulande im Jahresabstand um knapp 17 Prozent gesunken ist. Von den insgesamt geförderten 743.000 Kubikmetern stammen 90 Prozent von der OMV, knapp ein Zehntel von der RAG und weniger als ein halbes Prozent von ADX. Auch bei diesen Rohstoffen war der Rückgang bei der RAG mit minus 34 Prozent weitaus größer als bei der OMV mit minus 14 Prozent. Im Vergleich der Regionen hatte das Wiener Becken auch bei Erdgas mit 58 Prozent den größten Anteil an der gesamten Fördermenge. Sowohl im Wiener Becken als auch in der Molassezone war die Aufbringung deutlich rückläufig mit Rückgängen im zweistelligen Bereich.
Österreichs Vorkommen reichen noch für weniger als zehn Jahre
Ende 2020 lagerten in Österreichs Böden noch 5,1 Mio. Tonnen Erdöl und Flüssiggas sowie 6,5 Mrd. Kubikmeter an Erdgas inklusive Erdölgas. Dies seien "sicher und wahrscheinlich gewinnbare Reserven", so Geologe Piotr Lipiarski, der die Statistik der Bundesanstalt zusammengestellt hat. Das heißt: Bei einem Fördervolumen wie im Vorjahr würden die heimischen Ölvorkommen noch für weniger als neun Jahre reichen. Die Erdgasvorkommen im Inland wären in etwa sieben Jahren vollständig ausgebeutet. Ganz anders das Bild weltweit, so die Geologische Bundesanstalt mit Verweis auf Daten der BP-Statistik "World Energy 2020" (energate berichtete). Bei Erdöl würden demnach die weltweit als sicher geltenden Reserven im Verhältnis zur Jahresproduktion von 2019 noch für 54 Jahre reichen. Bei Erdgas wäre das noch 48 Jahre lang der Fall. Geschätzte zusätzliche Ressourcen gehen noch weit darüber hinaus. /pm