Brüssel (energate) - Windenergie kann deutlich zur Dekarbonisierung beitragen. Zu diesem Schluss kommt eine gemeinsame Analyse der europäischen Technologieplattform ETIP Wind und des europäischen Branchenverbandes Windeurope. Möglich werde das insbesondere durch Innovationen und weitere Kostenreduktionen. Gleichzeitig seien aber auch entsprechende politische Weichenstellungen nötig.
Technische Innovationen lassen Preise sinken
Die Kosten für die Windenergie werden in den kommenden Jahrzehnten weiter sinken, heißt es in dem Papier. Gründe dafür seien zum einen größere Turbinen, zum anderen aber auch Optimierungen bei Installation und Betrieb von Windparks. So würden die Kosten für die Onshore-Windkraft bis 2030 nochmals um 28 Prozent auf 33 Euro/MWh im Jahr 2030 fallen. Für Offshore-Windkraft erwartet die Branche noch größere Sprünge. 2030 werde der Preis für Strom aus fest verankerten Offshore-Anlagen bei 48 Euro/MWh liegen, ein Minus von 44 Prozent. Für schwimmende Windkraftanlagen würden die Kosten gar um 65 Prozent sinken, auf 64 Euro/MWh. Solche schwimmenden Offshore-Anlagen könne es künftig in Meerestiefen bis zu 60 Metern geben - etwa im Atlantik oder im Mittelmeer. Die Leistung von Offshore-Turbinen werde sich in den kommenden zehn Jahren zudem verdoppeln.
Auch in weiteren Bereichen erwarten die Interessensvertreter technologische Verbesserungen. So sollen etwa die Anlagen selbst umweltfreundlicher werden, indem Material von Altanlagen recycelt und anschließend sowohl für neue Anlagen als auch in anderen Sektoren zum Einsatz kommt. Zudem sollen die Anlagen leiser und Kollisionen mit Vögeln und Fledermäusen besser vorgebeugt werden.
Forderungen an die Politik
Die Politik müsse die Rahmenbedingungen verbessern und so den massiven Ausbau der Windenergie ermöglichen, heißt es in dem Papier. So müssten Planungsvorhaben einfacher werden. Gleichzeitig brauche es Contracts for Differences oder technologiespezifische Ausschreibungen. Auch die Verteuerung fossiler Energie helfe den Erneuerbaren.
Damit der Windstrom auch genutzt werden könne, seien zudem entsprechende neue Stromleitungen notwendig. Allein bis 2025 müssten sich die Netzinvestitionen in Höhe von derzeitig 40 Mrd. Euro verdoppeln, so die Analyse. Insbesondere brauche es Ausbau und Verstärkung der Offshore-Anbindungen und der Grenzkuppelstellen. Bis 2030 benötige Europa statt heute 50 GW dann 135 MW grenzüberschreibende Übertragungskapazität in Form von Interkonnektoren.
Künftiges Energiesystem strombasiert
Künftig wird die Windenergie zur tragenden Säule des Energiesystems, heißt es in dem Bericht weiter. Die Autoren berufen sich dabei auf Szenarien der EU-Kommission zu der bis 2050 angestrebten Klimaneutralität. Demnach werde die direkte Stromnutzung 57 Prozent der Endenergie im Jahr 2050 bereitstellen. Weitere 18 Prozent der Endenergie beruhen auf indirekter Stromnutzung durch Power-to-x-Technologien, insbesondere der Elektrolyse zur Wasserstoffherstellung. Damit würden drei Viertel des Energiebedarfs künftig mit Strom gedeckt. Die europäische Stromerzeugung müsste von heute weniger als drei Billionen kWh auf dann 6,8 Billionen kWh steigen. Rund 40 Prozent des Stroms sollen dann aus Windkraftanlagen stammen, 2025 sollen es bereits 25 Prozent sein. /sd