Köln/Schönau (energate) - Die Kosten für Klimaschäden, die Erdgas im Wärmemarkt verursacht, belaufen sich pro Jahr auf einen Betrag von 18 bis 21 Mrd. Euro. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Forums für Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) im Auftrag der Elektrizitätswerke Schönau. Insgesamt entstehen durch die Verwendung von Erdgas im Wärmesektor Emissionen in Höhe von 91,5 bis 107,2 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent, erläuterte Studienautorin Isabel Schrems. Den größten Anteil daran haben mit 87,1 Mio. Tonnen CO2-Emissionen, die verbrennungsbedingt entstehen. 4,4 bis 20 Mio. Tonnen entstehen aus Methanleckagen, die bei der Förderung und dem Transport entstehen. Allein durch die Methanemissionen entstehen zusätzliche Klimakosten von bis zu vier Mrd. Euro.
Knapp 75 Prozent der durch die Nutzung von Erdgas im Gebäudesektor entstehenden Klimakosten seien bisher noch nicht eingepreist. Die nicht internalisierten Kosten der Erdgasnutzung im Wärmesektor entsprechen 2021 rund 3 bis 3,5 Cent/kWh. Eingepreist seien lediglich 1,1 bis 1,3 Cent/kWh. Bei Berücksichtigung aller Klimakosten würde der Preis für Haushaltskunden laut Studie von etwa 6,1 Cent/kWh auf 9,1 bis 9,6 Cent/kWh zulegen.
Ausreichendes Potenzial von grüner Wärme
Bis 2030 darf der CO2-Ausstoß im Gebäudesektor nur maximal 67 Mio. Tonnen betragen und damit etwa die Hälfte des aktuellen Ausstoßes, so Schrems. Die Lösung sei ein Verzicht auf fossile Energieträger beim Einsatz im Gebäudesektor, auch von Erdgas. Deutschland verfüge sowohl über das technologische Potenzial als auch über Instrumente, um diesen Wandel zu vollziehen, so Schrems. Als technische Mittel zählte sie neben der Solarthermie vor allem Biomasse, Geothermie und Umweltwärme sowie industrielle Abwärme auf.
In Deutschland verfügen diese Quellen laut FÖS über ein Potenzial zwischen 1.228 Mrd. und 2.183 Mrd. kWh jährlich. Aktuell kommen etwa 438 Mrd. kWh Erdgas für Raumwärme, Warmwasser und Fernwärme zum Einsatz. Laut Prognose der Agentur für erneuerbare Energien soll der Endenergiebedarf für Raumwärme bis 2050 um 50 Prozent sinken und würde damit maximal 390 Mrd. kWh betragen. So sei es sehr wahrscheinlich, dass Deutschland bis dahin genügend grüne Wärme erzeugen und aus der Erdgasnutzung vollständig aussteigen kann, resümierte Schrems.
"CO2-Preis auf 215 Euro erhöhen"
Um den Ausstieg aus Erdgas hin zur umweltfreundlichen Wärme zu beschleunigen, hat das FÖS Instrumente definiert, die sich in drei Kategorien zusammenfassen lassen. Als Erstes seien dies Preisinstrumente. Da im aktuellen Erdgas-Endpreis nur ein Teil der Klimakosten enthalten ist, müsse der Zertifikatspreise für den CO2-Ausstoß deutlich steigen, und zwar auf 215 Euro/t. Auch sei eine Festlegung des Mindestpreises notwendig. Zudem sei die Bepreisung von Methanemissionen notwendig, die sich nach der Herkunft des Erdgases richtet.
Eine weitere Kategorie seien ordnungsrechtliche Instrumente, wie etwa eine Verschärfung der Effizienzvorgaben für Gebäude, die Einführung von Mindestnutzungspflichten von erneuerbarer Wärme im Gebäudebestand und ein Einbauverbot von Gasheizungen. Auch fordern die Studienautoren eine Austauschpflicht für Gasheizungen nicht wie bis jetzt nach 30 Jahren, sondern schon nach 25. Zudem stünden Deutschland planerische Instrumente zur Verfügung, wie etwa der Verzicht auf einen weiteren Ausbau der Gasinfrastruktur und die Entwicklung von Wärmenetzen. Ein weiteres Instrument wäre die Erstellung kommunaler Wärmepläne, so die Empfehlung. /am