Helmstedt (energate) - Das gemeinsame Wasserstoffpilotprojekt des Verteilnetzbetreibers Avacon mit dem Verband DVGW ist aufwendiger als gedacht. Ursprünglich sollte die Beimischung in einem Netzabschnitt in Sachsen-Anhalt schon Ende 2020 starten, inzwischen ist Ende 2021 anvisiert. "Wir werden mit 10 Prozent beginnen und dann Anfang 2022 auf 15 Prozent gehen", teilte eine Unternehmenssprecherin auf energate-Nachfrage mit. Das Projekt koste viel Überzeugungsarbeit, obwohl Avacon bei einer Störung oder einem Schaden für dessen Behebung bereitstehe. Zudem haben sieben Gasgeräte nach der Bewertung der Hersteller keine Freigabe für die Wasserstoffverbrennung erhalten. "In der Regel lag dies an den Abgaswerten oder am Alter der Geräte", erläuterte die Sprecherin. Avacon muss diese Geräte noch austauschen und auch der Bau und die Inbetriebnahme der einschienig aufgebauten Beimischanlage steht noch aus.
Vorbild für andere Netze
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Das Projekt hatten Avacon und DVGW schon Ende 2019 auf den Weg gebracht. Es soll den Nachweis erbringen, dass ein deutlich höherer Anteil Wasserstoff in einem bestehenden Gasverteilnetz möglich ist. In Fünf-Prozent-Schritten wird es von den heute unter 10 Prozent auf bis 20 Prozent nach oben geben. Die Ergebnisse sollen auch als Vorbild für den zukünftigen Einsatz von Wasserstoff in Gasnetzen dienen und in das technische Regelwerk des DVGW einfließen. Für den Test wählte Avacon einen repräsentativen Netzabschnitt aus mit rund 350 angeschlossenen Kunden und ohne Industriekunden oder Erdgastankstelle (energate berichtete). SHK-Handwerker und Schornsteinfeger aus der Region wurden bereits Anfang 2020 angesprochen, die Bürgerversammlungen in Drewitz und Schopsdorf folgten coronabedingt erst im September 2020.
Der Erfolg des Projekts hängt indes an der Teilnahmebereitschaft der Einwohner. "Der Großteil der Kunden unterstützt das Projekt", betonte die Sprecherin. Aber es bestehe tatsächlich "sehr viel Kommunikationsbedarf". Inzwischen hat der Netzbetreiber auch Infomobile in einzelnen Ortsteilen aufgebaut, in denen Fachpersonal Fragen zu Technik und Haftung beantwortet. Die aufwendige Erhebung der 350 Geräte von 27 Herstellern beziehungsweise Marken ist inzwischen fast abgeschlossen. Im Durchschnitt sind sie fast 15 Jahre alt, Zweidrittel sind Brenn- und etwa 30 Prozent Heizwertkessel. Daneben gibt es noch acht Küchengeräte und ein BHKW.
100 Parameter für jede Gasinstallation
Sobald die Beimischung startet, dürfen Handwerke keine Reinigungen, Einstellungen oder Instandsetzungen vornehmen. Sollten bei der anschließenden Messung Probleme auftauchen, wird eine Mängelkarte ausgestellt - ähnlich denen, welche Schornsteinfeger vergeben. Die Testhaushalte erhalten zudem als Protokoll ein Qualitätscheck-Dokument für ihre Anlage. Die Erhebungsliste für jede Gasinstallation umfasse in Summe über 100 Eingabeparameter, heißt es von Avacon. /mt