Den Haag (energate) - Die niederländische Regierung will sich die Option Kernenergie im Kampf gegen den Klimawandel offenhalten. Eine Studie soll jetzt aufzeigen, welche Rolle die Kernkraft neben Wind- und Solarenergie in den Jahren 2030 bis 2050 und darüber hinaus spielen kann. Wirtschaftsstaatssekretärin Dilan Yesilgöz-Zegerius teilte mit, sie werde eine entsprechende Szenario-Studie erstellen lassen. Anlass sind die Ergebnisse einer Marktkonsultation, die die Beratungsgesellschaft KPMG durchgeführt hat. Das niederländische Parlament hatte die Untersuchung im vergangenen Jahr in Auftrag gegeben, um der Frage nachzugehen, unter welchen Bedingungen Marktteilnehmer bereit wären, in den Neubau von Kernkraftwerken zu investieren (energate berichtete). Als Grundbedingung nennen die Teilnehmer, dass die Regierung für stabile politische Verhältnisse sorgen muss und den Bau mit Finanzgarantien unterstützt. Auch auf eine ausreichende öffentliche Akzeptanz wird hingewiesen.
"Wir haben nicht den Luxus, eine nachhaltige Energiequelle auszuschließen", sagte Yesilgöz-Zegerius. Um die Klimaziele zu erreichen, müssten die Niederlande "alle Segel aufziehen", einschließlich der Kernenergie, sofern ihre Nutzung wirtschaftlich und sicher ist. "Deshalb möchte ich prüfen, wie wir das nukleare Know-how, das wir in den Niederlanden haben, bewahren und stärken können. Wir müssen uns alle Optionen offenhalten", so die Staatssekretärin. Technisch gesehen befürwortet die Mehrheit der Befragten einen Reaktor der "Generation III+". Hierbei handele es sich um eine bewährte Technologie, die geltenden Sicherheitsstandards entspreche. Ein Reaktor dieses Typs könne innerhalb von 11 bis 15 Jahren realisiert werden. Auch kleine, modulare Reaktoren (SMR) werden als interessante Option gesehen. Diese seien aber noch nicht wirtschaftlich.
Zeeland und Noord-Brabant mögliche Standorte
Als Standort für ein neues Kernkraftwerk käme erneut die Provinz Zeeland an der Südgrenze des Landes infrage, wo sich mit Borssele bereits der einzige Reaktor der Niederlande befindet. Die Provinz stehe einem Neubau positiv gegenüber, heißt es aus Den Haag. Auch die Nachbarprovinz Noord-Brabant sei unter gewissen Bedingungen zu Gesprächen bereit. Die Teilnehmer der Konsultation sprechen sich auch für eine Laufzeitverlängerung aus. Ein verlängerter Betrieb des Kraftwerks Borssele habe finanzielle Vorteile und sichere den Erhalt des kerntechnischen Know-hows. Es müsse aber noch untersucht werden, welche Investitionen dafür notwendig seien. Staatssekretärin Yesilgöz-Zegerius prüft derzeit auf Antrag des Parlaments eine Änderung des Kernenergiegesetzes, die von rechtlicher Seite eine Laufzeitverlängerung ermöglichen soll. /tc