Villach (energate) - Der Halbleiterkonzern Infineon Austria und der Industriegasehersteller Linde haben den Bau einer Elektrolyseanlage für grünen Wasserstoff vereinbart. Die Anlage soll Anfang 2022 in Betrieb gehen und pro Tag bis zu 800 Kilogramm Wasserstoff aus erneuerbaren Energien liefern. Ziel des Projekts namens "H2Pioneer" ist die ökologische Herstellung von hochreinem Wasserstoff als Prozessgas für die Halbleiterindustrie, so die Beteiligten.
Linde übernimmt die Konstruktion, den Bau und die schlüsselfertige Anlieferung der Anlage sowie ihren Betrieb. In der PEM-Elektrolyseanlage will Linde das Gas aufbereiten. Zusätzlich liefert der Hersteller ein Versorgungssystem, das Flüssigwasserstoff rund um die Uhr liefern kann. Zum finanziellen Volumen macht Infineon derzeit keine Angaben. Aussagen zur Investitionssumme seien bei der Fertigstellung der Anlage zu erwarten, hieß es auf Anfrage von energate.
Erste Vor-Ort-Anlage für grünen Wasserstoff in der Halbleiterindustrie
Die Anlage werde die erste ihrer Art sein, die grünen Wasserstoff vor Ort an einem Standort der Halbleiterindustrie erzeuge, sagte Richard Hagenfeldt, Chef von Linde Eletronics. Sie soll die neue Chipfabrik von Infineon in Villach versorgen. Mit dem Vorhaben würden die CO2-Emissionen sinken und die Versorgungssicherheit steigen, sagte dazu Infineon Austria-Vorstand Thomas Reisinger. Infineon hat die neue Fabrik im August in Betrieb genommen. Derzeit bezieht das Unternehmen das Prozessgas für seine großen Standorte in Österreich per Lastwagen aus Deutschland. Der Bedarf steige in der Halbleiterindustrie kontinuierlich an, so Reisinger.
Verbund, Universitäten Linz und Graz als Projektpartner an Bord
Hinter diesem Pilotprojekt steht außerdem ein breites interdisziplinäres Konsortium: Seitens der Energieindustrie steuert der Energieversorger Verbund seine Kenntnisse bei. Das Unternehmen beteiligt sich an mehreren industriellen Projekten zum Thema Wasserstoff, unter anderem an "H2Future" bei der Voestalpine (energate berichtete) oder am interdisziplinären Projekt "Green Hydrogen @ Blue Danube" (energate berichtete). Als Forschungspartner in Villach sind das Energieinstitut der Johannes Kepler Universität Linz und Hycenta Research der TU Graz an Bord. Über den FFG und den Klimafonds fließen Fördergelder des Bundes. Die Koordinierung übernimmt die "Wasserstoffinitiative Vorzeigeregion Austria Power & Gas" (Wiva). Klimafonds-Chefin Theresia Vogel erklärte dazu, mit "H2Pioneer" entstehe ein "Leuchtturm", der Treibhausgase in Österreich senken werde und heimischen Unternehmen neue Chancen im Export eröffne. Die Chancen für Österreich in der Wasserstoffwirtschaft waren auch zentrales Thema des vergangenen Webtalks von energate Österreich (energate berichtete). /pm