Wien (energate) - In Österreich ist im ersten Halbjahr 2021 sowohl der Verbrauch von Strom als auch von Gas deutlich gestiegen. In der Erzeugung lieferten Windkraftanlagen weniger und thermische Kraftwerke mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, so die Regulierungsbehörde E-Control gegenüber energate. Die Laufwasserkraft, die mit Abstand größte Erzeugungstechnologie von Strom hierzulande, legte geringfügig zu. Am Gasmarkt sind den aktuellen Zahlen zufolge die Gasimporte massiv gesunken und die Exporte gestiegen. Das Ergebnis: Ende Juni waren die heimischen Erdgasspeicher so leer wie noch nie (energate berichtete).
Stromverbrauch zieht wieder an
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Insgesamt stieg der Stromverbrauch in den ersten sechs Monaten um fünf Prozent auf 37,6 Mrd. kWh. Dabei war die Coronakrise im Energiegeschehen der ersten Monate des Jahres noch durchaus stark spürbar. Als Indikator dafür dient unter anderem die traditionell an jedem dritten Mittwoch im Monat gemessene Last im gesamten Stromsystem, also sowohl im öffentlichen Netz als auch in der industriellen Eigenversorgung. Dieser Wert lag noch im Jänner um acht Prozent und im Februar um vier Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Von März bis Juni dagegen war die Last um sechs bis 11 Prozent höher als vor einem Jahr.
Dieser Trend hat sich zu Beginn des zweiten Halbjahres weiter fortgesetzt: Im Juli war Österreichs Stromverbrauch bereits höher als im selben Monat der Jahre vor der Coronakrise, meldete zuletzt die APG. Größter Einflussfaktor war demnach - wie schon in den Vormonaten - die heiße Witterung vor allem im Osten des Landes sowie die konjunkturelle Erholung, aber auch die zunehmende Elektrifizierung bei der Mobilität und Industrie (energate berichtete).
Stromproduktion: Wasserkraft stabil, weniger Windkraft
Kraftwerke der heimischen Versorger und der Industrie haben im ersten Halbjahr 35 Mrd. kWh Strom erzeugt. Den größten Anteil daran hatten Laufwasserkraftwerke mit 12,9 Mrd. kWh. Dabei war die Erzeugung mit Laufwasserkraft zwischen Februar und April niedriger und im Mai und Juni höher als im Vorjahr. Speicherkraftwerke lieferten 6,3 Mrd. kWh und kamen damit im Vergleich zum Vorjahr um knapp sechs Prozent weniger zum Einsatz. Auffällig stark zurückgegangen ist die Stromerzeugung mit Windkraft. Bei dieser Technologie gab es ein Minus von zwölf Prozent auf 3,5 Mrd. kWh. Gleichzeitig kamen die thermischen Kraftwerke in Österreich verstärkt zum Einsatz. Ihre Stromerzeugung legte um knapp vier Prozent auf 8,6 Mrd. kWh zu.
Erdgas: Importe massiv gesunken
Beim Erdgas belief sich die Abgabe an Endkunden im ersten Halbjahr um elf Prozent auf 52,4 Mrd. kWh. Davon kamen knapp 46 Mrd. kWh oder fast 85 Prozent aus Gasspeichern, wie die Regulierungsbehörde meldet. Infolgedessen ist es im ersten Halbjahr zu einem historischen Tiefstand in den Erdgasspeichern in Österreich gekommen - Ende Juni waren sie zu weniger als 30 Prozent gefüllt. Das sei um neun Prozentpunkte weniger als beispielsweise zur selben Zeit im durchschnittlichen Sommer des Jahres 2018, so die E-Control.
Treiber hinter dieser Entwicklung sind die hohe Nachfrage nach Erdgas und LNG am Weltmarkt, Wartungsarbeiten an mehreren Pipelines sowie hierzulande das späte Ende der Heizsaison. Aufgrund der stark gestiegenen Gaspreise (energate berichtete) seien die Gasimporte "um enorme 25,5 Mrd. kWh oder um über 10 Prozent gesunken, während die Exporte sogar um 8,4 Mrd. kWh oder um vier Prozent gestiegen sind", so die E-Control. Eine Gefahr für die Versorgungssicherheit sei die aktuelle Situation jedoch nicht, betonte die Energieagentur im Juli gegenüber energate. Mit den Versorgern gebe es langfristige Lieferverträge. /pm