Berlin - Gut ein Jahr nach Verabschiedung der Nationalen Wasserstoffstrategie (NWS) zieht die Bundesregierung eine erste Bilanz. Das beschlossene Maßnahmenpaket habe einen starken Impuls für den Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft ausgelöst, heißt es in einem 54-seitigen Zwischenbericht des Bundeswirtschaftsministeriums, der energate vorliegt. Der Bericht, den das Kabinett am 22. September verabschieden soll, zieht eine erste Bilanz, wie die insgesamt 38 Maßnahmen der NWS bisher umgesetzt wurden. Eine genauere Analyse ist 2022 vorgesehen.
Zahlreiche Vorhaben hat die Bundesregierung für den Markthochlauf der Wasserstofftechnologie demnach auf den Weg gebracht, etwa das milliardenschwere Fördervorhaben IPCEI, durch das vor allem in der Industrie Elektrolyseure im Umfang von 2.000 MW sowie bis zu 1.700 Kilometern an Leitung entstehen sollen (energate berichtete). Noch in diesem Jahr sind erste Ausschreibungen im Rahmen von H2-Global geplant, um den Aufbau von Importkapazitäten im Ausland zu ermöglichen (energate berichtete). Auf gesetzlicher Ebene hat die Bundesregierung die Regulierung von Wasserstoffnetzen in der EnWG-Novelle sowie die Befreiung von Elektrolysestrom von der EEG-Umlage beschlossen (energate berichtete). Auch listet der Bericht zahlreiche Forschungsaktivitäten in verschiedenen Sektoren auf. Hier seien jedoch weitere Anstrengungen unumgänglich, um die Position zu halten und die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen langfristig zu sichern, heißt es.
Wasserstoff sei ein sich dynamisch entwickelndes Thema. "Daher wird es in den nächsten Monaten unter anderem darauf ankommen, die NWS auf etwaigen Weiterentwicklungsbedarf zu prüfen", schreibt das Wirtschaftsministerium. Dabei seien auch die durch die "ambitioniertere Zielsetzung im Klimaschutzgesetz 2021 veränderten Rahmenbedingungen" zu berücksichtigen. Konkreter wird der Bericht an der Stelle nicht. Zudem sollen die Rahmenbedingungen auf der europäischen Ebene so gestaltet werden, "dass Investoren Planungssicherheit und global wettbewerbsfähige Bedingungen erhalten".
EU-Ebene im Blick
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Laut Bericht arbeitet die Bundesregierung an einem Konzept für EU-Nachhaltigkeitsstandards sowie an Bilanzierungs- und Zertifizierungssystemen. Für den Handel mit Wasserstoff sind diese von großer Bedeutung. "Aufgrund der technischen Komplexität, zahlreicher regulatorischer Abhängigkeiten (zum Beispiel RED II) und dem Bedarf einer multilateralen Zusammenarbeit" seien bisher nur erste Schritte erfolgt, räumt das Wirtschaftsministerium ein. Der Aufbau von Nachweis und Zertifizierungssystemen auf nationaler, europäischer Ebene sei eine der wesentlichen Aufgabe für die kommende Legislaturperiode.
Als weitere konkrete Schritte aus der NWS nennt der Bericht unter anderem eine Förderrichtlinie, mit der internationale Projekte entlang der gesamten Wertschöpfungskette von grünem Wasserstoff im außereuropäischen Ausland gefördert werden sollen. Die Förderung soll noch im September an den Start gehen. 2022 startet das Förderprogramm für Klimaschutzverträge (CCFD). Zuständig ist das Bundesumweltministerium. Ziel ist es, höhere Betriebskosten von Wasserstoffanwendungen auszugleichen. Vorgesehenes Volumen: drei Mrd. Euro. /kw