Wien (energate) - Der Wasserstoffbedarf in Österreich steigt. Eine wesentliche Herausforderung für die Herstellung von grünem Wasserstoff mittels Elektrolyse sind die Stromkosten. Klar ist: Ohne Importe wird es nicht funktionieren. Im Vergleich zu Österreich gebe es noch viele Länder, die ein großes und ungenütztes Potential zum Ausbau erneuerbarer Energiequellen und auch geeignetere klimatische Bedingungen für eine Senkung der erneuerbaren Stromkosten aufweisen würden, erklärte Sonja Starnberger, Geschäftsführerin des Energieinstituts der Wirtschaft, im Rahmen einer Online-Veranstaltung der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Damit werde auch der grüne Wasserstoff günstiger.
Berechnete Szenarien gehen davon aus, dass Österreich bis zum Jahr 2030 zwischen 1,6 und 5,6 Mrd. kWh an grünem Wasserstoff für den anfänglichen Einsatz in den Sektoren Industrie und Verkehr benötigt. Eine Modellrechnung des Klimaschutzministeriums rechnet sogar mit einem Bedarf an grünen Gasen in Österreich bis zum Jahr 2040 von bis zu 138 Mrd. kWh. Davon könnten laut Starnberger rund 16 bis 25 Mrd. kWh in Österreich aus Wasserstoff hergestellt werden. Dafür würde jedoch eine Strommenge von rund 20 bis 35 Mrd. kWh Strom benötigt. Im Vergleich dazu sieht das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) nur einen Ausbau von 27 Mrd. kWh erneuerbaren Strom bis zum Jahr 2030 vor. Damit sei klar, dass Österreich seinen Bedarf an grünem Wasserstoff nicht selbst decken könne, so Starnberger.
Internationale Wasserstoffallianzen
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Ein wichtiger Aspekt, um diesem Umstand Rechnung zu tragen, sei die Etablierung von internationalen Kooperationen, um den Wasserstoff von Exportländern zu beziehen. Im Idealfall sehen diese Partnerschaften so aus, dass österreichische Unternehmen vor Ort in den jeweiligen Ländern das technische Know-how zur Produktion von Wasserstoff lieferten, so Starnberger. Den Beginn einer solchen Kooperation könnte die Wasserstoffallianz zwischen Österreich und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), die Ende Juli 2021 geschlossen wurde, bilden. Im Rahmen der Allianz sei geplant, die Zusammenarbeit im Bereich Wasserstoff zu stärken und einen konkreten Rahmen für die Finanzierung, Forschung, Umsetzung und den Handel zu setzen, wie es vom österreichischen Außenministerium hieß (energate berichtete).
Aufbau eines Wasserstoffhandels
Hintergrund dieser Allianz sind unter anderem die langjährigen wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den VAE und Österreich, den Unternehmen der Staatsholding von Abu Dhabi (Mubadala) und dem heimischen Öl-, Gas- und Chemieunternehmen OMV, wie Andreas Liebmann, österreichischer Botschafter in Abu Dhabi, bei der WKÖ-Veranstaltung erklärte. Dabei verfügten die Emirate über eine hohe Anzahl von Sonnenstunden und sehr viel unverbaute Fläche, die zur Erzeugung von erneuerbarem Strom herangezogen werden können. In Dubai seien Stromkosten von rund drei Cent/kWh möglich. Ideale Bedingungen für grünen Wasserstoff, so Liebmann. Dabei wollen die Emirate ab dem Jahr 2027 Wasserstoff in großem Maßstab exportieren.
Österreich bringe in die Partnerschaft einerseits sein technisches Know-how im Bereich Wasserstoff und andererseits seine Erfahrungen im Gashandel mit ein. Mit der Partnerschaft zwischen der OMV und der Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc) bestünde darüber hinaus im Bereich Energiehandel bereits ein rechtlicher Rahmen, um zukünftig auch Wasserstoff handeln zu können. Derzeit sei die Wasserstoffallianz aber hauptsächlich eine Gesprächsplattform und diene dem regelmäßigen Austausch zwischen den Unternehmen Adnoc, Mubadala und der Abu Dhabi Developmental Holding (ADQ) auf der einen und den Öbag-Unternehmen auf der anderen Seite. Aus österreichischer Sicht liegt der Fokus der Allianz jedenfalls auf der Herstellung von türkisem Wasserstoff, dem Aufbau eines Wasserstoffhandels nach Europa sowie auf nachhaltigem Flugzeugtreibstoff (sustainable aviation fuel), so Liebmann. /af