Berlin (energate) - Betreiber von neu gebauten Wasserstoffnetzen können sich über einen Eigenkapitalzinssatz von neun Prozent freuen. Das geht aus der Wasserstoffnetzentgeltverordnung hervor, die die Bundesregierung am 22. September verabschiedet hat. Für Altanlagen gilt demnach ein Zinssatz von 7,73 Prozent auf das betriebsnotwendige Eigenkapital eines Betreibers. Die Zinssätze sind bis zum 31. Dezember 2027 befristet. Die Verordnung soll Grundsätze festlegen, "zu denen Betreiber von Wasserstoffnetzen den Kunden Entgelte für den Zugang zu ihren Netzen in Rechnung stellen dürfen". Das novellierte EnWG lässt es den Betreibern derzeit offen, ob sie sich der Regulierung durch die Bundesnetzagentur unterwerfen oder nicht. Der vorliegende Rahmen gilt also nur jene Netzbetreiber, die sich für eine Regulierung entscheiden, was bislang aber noch niemand getan hat (energate berichtete).
Über den Entwurf der Wasserstoff-NEV hatte energate zum Start der Verbändeanhörung Anfang September berichtet. Im Grundsatz orientiert sich die Verordnung an den Regulierungsvorgaben aus dem Gasnetzbetrieb. Offen geblieben war zum Start der Anhörung die Höhe der Eigenkapitalverzinsung. Das Bundeswirtschaftsministerium hatte aber erkennen lassen, dass es aufgrund der frühen Marktphase bei Wasserstoffnetzen einen höheren EK-Zinssatz akzeptieren werde als bei Strom- und Gasnetzen.
Bundesregierung lobt sich für Wasserstoffstrategie
ThemenseitenAuf folgenden Themenseiten finden Sie weitere Meldungen zum Thema. Netzentgelte Wasserstoff
Ebenfalls verabschiedet hat das Bundeskabinett auf der letzten Sitzung vor der Bundestagswahl einen Zwischenbericht zur Umsetzung der Nationalen Wasserstoffstrategie (NWS). energate hatte der Bericht, der ein erstes Fazit zu den Maßnahmen aus der Wasserstoffstrategie zieht, vorab vorgelegen. Die Regierung stellt sich darin ein überwiegend positives Zeugnis aus. Entsprechend äußerte sich Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) nach der Kabinettssitzung. Seit Beschluss der Strategie sei viel geschafft worden. "Wir stellen über 8 Mrd. Euro für 62 Wasserstoffprojekte zur Verfügung, davon rund 2 Mrd. für die Stahlindustrie", betonte Altmaier.
Kritik aus der Opposition
Michael Theurer, stellvertretender Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion, bezeichnete die Regierungspläne beim Wasserstoff hingegen als ambitionslos. "Um eine Dekarbonisierung der Industrie und einen klimaschützenden Verbrennungsmotor mit synthetischen Kraftstoffen zu erreichen, brauchen wir dringend grünen Wasserstoff in großen Mengen zu günstigen Preisen." Die rasche Ausbreitung der Produktionsmöglichkeiten gelinge nur mit besseren Rahmenbedingungen. Aus der Industrie kam dagegen ein positives Echo. "Die Bilanz nach etwas mehr als einem Jahr NWS ist positiv“, erklärte Peter Müller-Baum, Geschäftsführer der VDMA Arbeitsgemeinschaft Power-to-X for Applications. Der Energiewende-Politik, die lange Zeit auf direkte Elektrifizierung fokussiert war, sei mit der NWS eine weitere zentrale Säule hinzugefügt worden. Kritischer äußerte sich der VKU. Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing betonte, Wasserstoff sei bisher noch "keine Erfolgsstory, sondern eine Großbaustelle". Ein erfolgreicher Markthochlauf brauche Vielfalt, Dynamik und Innovation. "Gemeinsame Regulierung von Gas und Wasserstoff ist das Ziel, um den Gassektor zu dekarbonisieren", so Liebing. Diese Aufgabe bleibe auf der Agenda für die kommende Wahlperiode. /kw