Wien (energate) - Die PV-Industrie in Österreich und Europa stehe vor einer "Renaissance", so Hubert Fechner von der Technologieplattform Photovoltaik (TPPV). Während jedoch andere Standorte ihre Ausgaben für Forschung und Entwicklung gerade stark erhöhen, sei das Budget in Österreich in den vergangenen Jahren massiv gesunken, so Fechner zum Auftakt der Fachtagung "Photovoltaik und Stromspeicherung". Diese größte Tagung der Branche veranstaltet der Verband PV Austria gemeinsam mit der TPPV ab dem 13. Oktober in Wien. "Jetzt kommt Photovoltaik 2.0. Und es geht darum, die Forschung und die Produktion und damit auch die Jobs nach Europa zurückzuholen. In Österreich haben wir Forschungspartner und Produzenten, die in ihrem Bereich zu den besten weltweit gehören. Sie haben jetzt die Chance, ihre Produktion stark auszuweiten und das Geschehen mitzuprägen. Ohne Forschungsprojekte wird das nicht gehen. Doch die öffentliche Hand gibt jedes Jahr weniger für diesen Bereich aus", so TPPV-Obmann Fechner.
TPPV fordert Verzehnfachung des Forschungsbudgets
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So beliefen sich die Ausgaben staatlicher Beihilfen für Forschung und Entwicklung im Bereich Photovoltaik noch im Jahr 2016 auf rund 12 Mio. Euro. Zuletzt ist dieser Betrag auf vier Mio. Euro gesunken. Auch die Zahl der Arbeitsplätze in der Entwicklung sinkt. Nach Angaben der Plattform waren im Jahr 2012 rund 600 Menschen in der PV-Forschung tätig, seither hat sich diese Zahl halbiert. "Wir haben inzwischen sehr gute gesetzliche Zielsetzungen im Marktbereich, wir kennen das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz, aber im Forschungsbereich muss dringend nachgeschärft werden", so Fechner. Der Verband fordere daher "eine Initiative, die in Richtung 40 Mio. Euro pro Jahr gehen sollte." Auch sollten bestehende Förderprogramme gebündelt werden.
PV-Produktion in Europa wieder im Aufbau
Der Obmann der Plattform verwies dabei auf Entwicklungen, die auf ein Erstarken der PV-Produktion in Europa hindeuteten, etwa bei Meyer Burger. Diese Schweizer Firma baut gerade in Sachsen im Osten Deutschlands eine große Fertigung auf und setzt dabei auf eine neuartige "Heterojunction-Smartwire"-Technologie (energate berichtete). Gleichzeitig beginnt, ebenfalls in Ostdeutschland, der britische Solartechnikhersteller Oxford PV mit der Produktion sogenannter Tandem-Solarzellen. Diese Dünnschicht-Technologie kombiniert einen herkömmlichen Zellstrang auf Siliziumbasis mit einem zweiten Zellenstrang auf Basis von Perowskit-Kristallen (energate berichtete). Fechner dazu: "Wir sind überzeugt, dass die nächste Generation innovativer PV-Zellen aus Europa kommen wird. Aber wir in Österreich müssen verstärkt da dran bleiben."
Ulbrich of Austria: Exportquote über 95 Prozent
Die heimische Industrielandschaft verfügt allerdings bereits heute über eine Reihe von Unternehmen, die Exportanteile von über 90 Prozent vorweisen können. Etwa die burgenländische Firma Ulbrich of Austria, die zu einem amerikanischen Familienunternehmen gehört und auf neuartige Verbinder zwischen Solarzellen spezialisiert ist. "Eines der Produkte, die wir herstellen, sind Kupferflachdrähte oder Kupferrunddrähte, die kristalline Solarzellen im Modul zu einer sogenannten Solarzellenmatrix verbinden", erklärte dazu Geschäftsführer Peter Berghofer.
Im einst hoch umkämpften Markt für derartige Produkte sei Ulbrich heute der einzige Hersteller in Europa. Ein zentraler Grund dafür sei eine Forschungsquote von zehn Prozent sowie Kooperationen mit Forschungsstellen und Industriepartnern. "Wir beliefern zum Beispiel vom Burgenland aus weltweit alle Smartwire-Produkte von Meyer Burger", so Berghofer. Eine konkrete Anwendung sei ein Kupferdraht, der mit einer speziellen Beschichtung die Leistung eines Moduls um knapp zwei Prozent erhöht und dafür sorgt, dass im Modul kein Blei verbaut werden muss. Berghofer dazu: "Die Heterojunction- und Tandem-Zellen werden noch eine sehr wichtige Rolle in Europa spielen. Wir sind darauf vorbereitet." /pm