Wien (energate) - Netzbetreiber bereiten sich mit einem raschen Ausbau der Netzinfrastruktur und Schwarzstartversuchen auf großflächige Stromausfälle vor. Denn das Risiko für den Ernstfall steige, warnte Linz-Netz-Geschäftsführer Johannes Zimmerberger bei einer Konferenz des Forums Versorgungssicherheit. Er verwies auf einen aktuellen Bericht des Verteidigungsministeriums anlässlich des Beinahe-Blackouts am 8. Januar in Österreich. Gezielte Präventionsmaßnahmen standen daher im Fokus des Online-Gesprächs. Gut ausgebaute und stabile Netze sind die beste Prävention gegen Blackout, versicherte Zimmerberger.
Da Energie jedoch nicht auf Vorrat produziert werden könne, müssten Erzeugung und Verbrauch zu jedem Zeitpunkt gleich groß sein. Dafür müssen die Netzbetreiber laut eigener Auskunft durch eine ständige Regelung der Frequenz sorgen. Mit Hilfe von Regelkraftwerken, bei denen je nach Bedarf mehr oder weniger Strom abgerufen werden kann, sei das möglich. Durch einen größeren Anteil von Windkraft und Sonnenstrom sei es schwieriger das Gleichgewicht im Netz zu halten, da die Einspeisung stärkeren Schwankungen unterliege. Mit einem Netzausbau könne dem entgegengesteuert werden, betonte Zimmerberger.
Wichtig sei beim Erneuerbarenausbau darauf zu achten, dass steuerbare Leistung weiter vorhanden ist, weshalb man derzeit noch auf fossile Quellen zurückgreifen müsse, betonte Thomas Maderbacher, Geschäftsführer der Wiener Netze. Langfristig sei es aber nicht notwendig, auf fossile Energieträger zurückzugreifen. "Wir brauchen allerdings einen geordneten Übergang", forderte Maderbacher die Regierung zu konkreten Schritten auf. Auch Zimmerberger forderte stabile gesetzliche Rahmenbedingungen für den Netzausbau.
Schwarzstartversuche
Um für das Worst Case-Szenario gerüstet zu sein, üben Teams der Verteilernetzbetreiber regelmäßig in Katastrophensimulationen. Das Austrian Awarness System (AAS), ein landesweit installiertes Warnsystem, informiert die Netzbetreiber regelmäßig über den Netzzustand in den Nachbarregionen. Im Falle eines Blackouts wird versucht, das Netz so schnell wie möglich wieder aufzubauen. Für einen Schwarzstart ist ein leistungsstarkes Kraftwerk erforderlich - entweder ein Wasserkraftwerk oder eine Gasturbine - das ohne fremde Hilfe in Betrieb genommen wird. Volatile Windenergie sei dafür, so Zimmerberger, nicht geeignet. Linz Netz kann dabei auf das Fernheiz-Kraftwerk Linz Süd zurückgreifen. Auch Smart Meter sind laut dem Linz-Netz-Geschäftsführer durch eigene Datenleitungen mit der Zentrale des Netzbetreibers verbunden. So würden die intelligenten Stromzähler sicher gegen Hacker-Angriffe geschützt.
Sicherheit im Internet
Auch das Thema "Cyber Security" wird bei der Stromausfallvorsorge immer wichtiger. "Wir haben erst vor kurzem einen durch Hackerangriffe ausgelösten Blackout als Übungsfall simuliert", sagte Zimmerberger. Experten für die IT-Sicherheit seien beim Linzer Strom- und Gasnetzbetreiber im Team. Da bei einem Blackout gewohnte Kommunikationsmittel wie Festnetz- und Mobiltelefone sowie Internet ausfallen, verfügen Netzbetreiber einen über von der öffentlichen Stromversorgung unabhängigen Betriebsfunk und Prozessnetzwerke. Auch die Sprecherin des Forums Versorgungssicherheit, Brigitte Ederer, erinnerte daran, was im Alltag ohne Strom nicht funktionieren würde: Wegen Kassa-Ausfall könnten wir weder im Supermarkt einkaufen, noch Handys, Internet, Radio oder TV nützen, so Ederer.