Wien (energate) - Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) sieht sich laut eigenen Angaben mit massiven Beschwerden von Kunden von Energieanbietern konfrontiert. Ausschlaggebend dafür seien Versuche der Energieversorger vereinbarte Preisgarantien zu umgehen, um Preise zu erhöhen, wie der VKI in einer Aussendung mitteilte. Verantwortlich hierfür seien offenbar die europaweit stark gestiegenen Großhandelspreise für Energie. Auf dieses geänderte Preisniveau reagierten einige heimische Energieunternehmen mit Preiserhöhungen bei ihren Kunden, so der Vorwurf. In einem Großteil der Beschwerden gehe es darum, dass Energieanbieter die in Aussicht gestellten Preisgarantien nicht einhalten, so der VKI. Einige Energieversorger versuchten die Preise mittels einer Änderungskündigung zu erhöhen. Dabei gelten die neuen und höheren Preisen für die Kunden, wenn diese nicht widersprechen, erklärte der VKI.
Im Falle eines Widerspruchs der Kunden werde das Vertragsverhältnis beendet. Andere Energieanbieter wiederum kündigten Verträge nach Ablauf einer Zwölfmonatsfrist noch vor Ende der Preisgarantie, um sich der für sie ungünstigen Vertragsverhältnisse zu entledigen, so der Vorwurf des VKI. Der VKI hält diese Vorgangsweise für nicht unzulässig und fordert die betroffenen Energieanbietern dazu auf, die Verträge, bei denen eine Preisgarantie besteht, unverändert bis zum Ende der vereinbarten Preisgarantie fortzuführen. Änderungen von Energiepreisen seien nicht unvorhersehbar, kommen aber regelmäßig vor und seien daher kein Argument, um ein solches Vorgehen zu rechtfertigen, meinte der VKI. Der VKI prüfe rechtliche Schritte und werde notfalls eine gerichtliche Klärung herbeiführen, so Thomas Hirmke, Leiter des VKI-Bereichs Recht.
Energieanbieter klärt auf
Einer der mit den Vorwürfen konfrontierten Energieanbieter Easy Green Energy gab gegenüber energate an, sich an die bestehenden Preisgarantien bei Kunden zu halten. Bei Kunden mit anderen Tarifen ohne Preisgarantie hätte es zwar Preisanpassungen gegeben, dies sei aber in Übereinstimmung mit den Allgemeinen Geschäftsbedingungen geschehen, so die beiden Geschäftsführer Rene Huber und Marion Sima. Wenn Kunden mit aufrechten Preisgarantien von Änderungskündigungen betroffen seien, so handele es sich dabei um ein Versehen, das umgehend korrigiert werde. Bisher sei dem Unternehmen aber kein solcher Fall bekannt. In einem konkreten Fall zeigte sich zudem, dass ein Kundenirrtum vorgelegen ist, der durch den VKI und Easy Green Energy ausgeräumt werden konnte. Es herrsche ein gutes Einvernehmen mit dem Konsumentenschutzverein, versicherten die beiden Geschäftsführer abschließend.
Energieanbieter erhöhen Preise
Die Preise für Gas im Großhandel zeigen sich im November 2021 um fast 490 Prozent teurer als Vorjahr (energate berichtete). Auch die Strom-Großhandelspreise haben im November mit einem Preissprung von knapp elf Prozent gegenüber dem Vormonat ihren bisher stärksten Anstieg in einem Monat zu verzeichnen. Im Jahresvergleich liegen die Strompreise um knapp 73 Prozent höher, wie die österreichische Energieagentur vermeldete (energate berichtete). Die Energieversorger Energie Steiermark (energate berichtete) und Energie Graz (energate berichtete) haben darauf bereits mit Preiserhöhungen reagiert. Beide Unternehmen kündigten eine Erhöhung der Strompreise im November um acht Prozent an. Die oberösterreichische Energie AG hingegen will mit Preiserhöhungen von Strom und Gas noch bis 2023 warten (energate berichtete). /af